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Anfrage: Dampfbremse bei einer zusatzlichen Dämmung im Dachgeschoss

Anfrage vom 20.11.2011

Frage:
Vielleicht können Sie mir einen Rat geben:
In der Beilage sehen Sie die geplante Zusatzdämmung in meinem Dachgeschoss. (Dachschräge zur Außenluft und Zangendecke zu ungedämmten Spitzboden)

1.) Ist bei dieser Zusatzdämmung eine weitere Dampfbremse erforderlich?
2.) Welche Dampfbremse würden Sie empfehlen (sd-Wert, feuchtevariabel)?

Antwort:
Die Dampfbremse hat folgende Aufgabe: Die warme feuchte Luft aus dem Raum darf nicht durch die Konstruktion strömen. Die feuchte Luft taut bei der Abkühlung aus und durchfeuchtet die Mineralwolle. Bereits bei einer geringen Feuchte von wenigen Prozent verringert sich die Wärmeisolierung auf ca. 50 %. Auf der Außenseite muss immer eine diffusionsoffene Schicht sein, damit diese Kondensatfeuchte entweichen kann. Daher ist die Unterspannbahn diffusionsoffen. Noch besser ist eine gleichzeitige Hinterlüftung. Werden im Querschnitt zwei Dampfbremsen eingebaut, so kann die durch Fugen eingedrungene Feuchtigkeit in diesem Zwischenraum weder nach außen noch nach innen. Bei starkem Wind und im Winter durch die großen Temperaturdifferenzen treten große Druckdifferenzen auf und die Innenraumluft wird durch kleinste Fugen von innen nach außen gesaugt.
Langfristig kann dies zur lokalen Durchfeuchtung führen. Leichtbaukonstruktionen und dazugehört auch der Dachstuhl, lassen sich technisch nicht 100%ig abdichten.
Ich rate von einem solchen Schichtaufbau mit einer zweiten Dampfbremse ab.
Wenn man die innere Oberflächentemperatur anheben möchte, dann eignet sich eine Holzverkleidung.

Beispiel einer korrekten Innendämmung des Dachgeschosses ohne Wärmebrücken.

Dachdämmung

Frage:
Danke für die rasche Antwort.
Leider ist die Zusatzdämmung zur Erreichung des bei uns gesetzlich geforderten U-Wertes von 0,2 W/m2K unbedingt notwendig.

Da im bestehenden Aufbau bereits eine Dampfbremse vorhanden ist und nur schwer entfernt werden kann, stellt sich die Frage einer zusätzlichen Dampfbremse bei der Zusatzdämmung.

Da die Dachauflagebahn einen sd-Wert von 0,02 m und die bestehende Dampfbremse einen sd-Wert von 0,8 m hat, hätte sich für innen eine Dampfbremse mit einen sd-Wert von ca. 5 m angeboten. Bemerkung: Was halten Sie von feuchtevariablen Dampfbremsen, die bei einer eventuellen Durchfeuchtung auf einen sehr geringen sd-Wert abfallen und damit eine sommerliche Rücktrocknung ermöglichen? (z. B. ProClima Intello oder Isover Vario KM Duplex)

Anderseits könnte aber auch auf die innere Dampfbremse verzichtet werden, da der Temperaturabfall bis zur bestehenden Dampfbremse für eine Betauung zu gering ist und die Konstruktion bereits luftdicht ist.

Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mir zu diesen Gedanken auch noch Ihre Stellungnahme geben könnten.

Antwort:
Die Deutschen, besonders die deutschen Behörden, wollen alles perfekt haben. Diese gesetzlichen Vorgaben sind eine Ideologie und haben leider nichts mit Baukunst oder Bauphysik zu tun. Sehen sie sich bitte die folgenden Artikel an.
Beschreibung und Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U-Wert
Beschreibung der Auskühldauer und Aufheizdauer von Wänden und Decken
Die Energieeinsparverordnung (EnEV), der Energiesparausweis und EEG

Ich habe sowohl in Deutschland als auch in Tschechien Ingenieurwissenschaft studiert und wohne teilweise in der Ukraine. In Kiew habe ich auch in den Bibliotheken Literaturstudien durchgeführt. In diesen Ländern konnte die deutsche Dämmstoffindustrie noch nicht so erfolgreich ihre absatzorientierte Ideologie bei den Behörden durchsetzen. Wobei auch dort viel Dämmschwachsinn ausgeführt wird. Sowohl in der Slowakei aus auch in Vinnitsa habe ich frei stehendes Mauerwerk gesehen, welches mit Styropor isoliert wurde.
Gleiches gilt für den privatwirtschaftlichen Verein DIN. Interessant ist die personelle Zusammensetzung der jeweiligen Normausschüsse.

Sie selbst können entscheiden, ob sie Ihr Haus kaputt sanieren und ihr Eigentum vernichten oder die gesetzlichen Forderungen erfüllen wollen.

In meinem Buch zum Dachgeschossausbau stelle ich verschiedene wärmespeichernde und wärmedämmende konstruktive Lösungen im Abschnitt Seite 18-19 vor. Früher wurden die Dachschrägen mit einer Sparschalung, einer HWL-Platte und einem Kalkputz ausgeführt. HWL-Platten und der Putz speichern Wärme und dämmen auch. Statt Putz könnte auch eine Fermacell- oder Gipskartonplatte verwendet werden. Es könnte auch eine Holzverkleidung angebracht werden. Für das Raumklima sind speichernde Baustoffe sehr wichtig.

Antwort von
Peter Rauch
Peter Rauch Ph.D.
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