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Historischer Mauerwerksbau aus Natursteinen und Ziegelsteinen

Historisch und auch heute noch sind Steine eine der wichtigsten Baustoffe für die Errichtung von Bauwerken. Sie zeichnen sich durch eine Reihe von Vorteilen aus. Die wichtigsten Eigenschaften von Mauerwerk sind die lokale Verfügbarkeit, sie können wieder verwendet werden und haben eine sehr lange Haltbarkeit und können viele Tausende Jahre überstehen. Sie bieten eine natürliche Umgebung für Insekten, Reptilien und Vögel und sind so ökologisch.

2. Das Ziegelmauerwerk - Übersicht und internationale Beispiele
3. Die Herstellung eines Mauerwerkes
4. Formate der Ziegelsteine
5. Übersicht der Mauerwerksverbände
6. Zum Maurerwerkzeug
7. Zur Wärmedämmung
8. Horizontale Mauerwerksabdichtung
9. Normen für den Mauerwerksbau
10. Materialbedarf für die Erstellung eines Mauerwerkes

Weltweit findet man Bauwerke aus Stein längst vergangener Kulturen, wie zum Beispiel die Pyramiden in Ägypten oder Reste der Prunkbauten aus der Antike. Es gibt noch viele historische Wohngebäude in Mitteleuropa aus Natursteinen. Mit der modernen Technologie kann immer noch nicht die Kunst der Steinverarbeitung in den antiken Städten unseres Planeten wie Baalbek, Parthenon, Manteon oder der Chinesischen Mauer erreicht werden. In dem russischen Artikel werden interessante Fotografien der Steinmetzindustrie des 19.-20. Jahrhunderts gezeigt.

Natursteine haben ein sehr großes Wärmespeichervermögen und damit einen kleinen Wärmeeindringkoeffizient b. Es bildet sich bei ungünstiger Nutzung aber auch bei ungeeigneter Konstruktion schnell Tauwasser an der Oberfläche. Eine Ursache, weshalb diese Mauerwerk oft feucht ist. Nur in einigen Fällen und bei porösem Steinmaterial kann eine aufsteigende Feuchte vorliegen. Abhilfe schafft eine korrekte Lüftung und Temperierung der Wandoberflächen. Eine besondere Rolle spielt das Fugenmaterial, welches durch Salze gesättigt sein kann. Diese Salze sind hygroskopisch und ziehen Feuchtigkeit an.
Aber auch in den heutigen Zeiten werden noch viele Bauwerke aus dem Baustoff Stein errichtet. Mehrheitlich sind das Umzäunungen, Schutzwände oder Wandverkleidungen außen und innen, Fensterbänke, Bodenplatten, Dacheindeckung, Treppen usw. Bevorzugt werden die Natursteine Schiefer, Granit, Marmor, Sandstein oder Muschelkalksandstein.
Für die Verarbeitung von tragendem Mauerwerk aus Natursteinen sind die entsprechenden Standards und Regelwerke zu beachten. Die Steine sollen rechtwinklig zum Kraftangriff und entsprechend ihrer natürlichen Schichtung liegen. Da in Mitteleuropa Frostabplatzungen auftreten, ist die Konstruktion so auszuführen, dass möglichst keine Feuchte durch Niederschlag eindringen kann. [1]
Für alle Mauerwerke gilt, der Mauermörtel und auch das Fugenmaterial muss etwas weicher als der Mauerstein sein. Auf keinem Fall darf er fester sein. Dieser Fehler wird oft begangen.

Nachfolgend ausgewählte Beispiele für den Bau von Bauwerken aus Natursteinen.

Kirche im nördlichen Teil des Bundesland Brandenburg
Kirchen in Brandenburg

Der Eingangsbereich des Doms in Strasbourg
Dom in Strasbourg

Etwa vor 100 Jahren wurden bei dem Kirchturm in Oschatz die Steine durch den modernen Baustoff Beton ersetzt. Die Haltbarkeit war aber nicht so gut, sodass vor einigen Jahren die Betonteile wieder durch Steine ersetzt wurden.

Im Hintergrund einer der Kirchtürme in Oschatz
Marktplatz in Oschatz

Einer der bekanntesten Denkmäler ist das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, welches vor 100 Jahren (1913) zum Gedenken an die blutige Schlacht von 1813 zwischen den verbündeten Truppen gegen Napoleon errichtet wurde.

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.
Vökerschlachtdenkmal in Leipzig

Das Schloss in Merseburg
Schloss in Merseburg

Bruchsteinmauerwerk im Schlosspark in Merseburg
Steinmauer am Schloss in Merseburg

Ein unregelmäßiges Schichtmauerwerk bei der Festung Königstein
Festung Königstein

Ein Bruchsteinmauerwerk in Berehove (Ukraine)
steinmauer in der Altstadt von Berehove Ukraine

Die Festungsmauer der Burg in Mukatschewe (Ukraine)
Mauerwerk der Burg in Mukatschewe (Ukraine)

Im Theater von Ephesos (Türkei), ein Bauwerk aus der Antike
Im Theater von Ephesos

Teile der antiken Stadt Ephesos (Türkei)
Teile der antiken Stadt Ephesos (Türkei)

Besonders beeindruckend sind die historischen Steingewölbe und die Spitzbögen in Tunesien. Eine hervorrage Baukunst. Die Bruchsteine der Bögen sind in einem Mörtel verlegt. Bei dem Wohnhaus in Midoun wurde ein Kalkmörtel verwendet. Die Bruchsteine in den Wänden sind dagegen nicht satt in Mörtel verlegt. Diese Bruchsteine sind auch nicht mit möglichst engen Fugen verlegt, wie es bei Trockenmauerwerk üblich ist. Die vielen unterschiedlich großen Hohlräume dienen zur Wärmeisolierung und sicherlich auch zur Verbesserung des Feuchtetransportes. In diesen aneinander stehenden Häusern (Räumen) haben jeweils eine Familie gewohnt. Bei der Nutzung wurde genügend Feuchte produziert, die so etwas besser durch das Mauerwerk aufgenommen werden konnte. Was hier im Bild nicht so deutlich erkennbar ist, die größere Anzahl der Hohlräume befindet sich in der Mitte des Mauerquerschnittes.

Historische Wohnhäuser in Ksar Jemaa am Rande der Sahara (Tunesien).
historischen Wohngebäude in Ksar Jemaa

Bei dem älteren kaputten Wohnhaus in Midoun (Tunesien) lässt sich gut der Wand- und Gewölbeaufbau erkennen. Diese Gebäude werden auch noch heute bewohnt. Die Gebäude müssen regelmäßig gelüftet werden. Die Raumluft hat sonst den Charakter eines Kellers. Wenn die Verständigung in Ordnung war, so ist das Raumklima in diesen Gebäuden in der Sommerhitze angenehmer als bei den neuen Ziegelgebäuden, welche eine Klimaanlage benötigen.

Älteres Wohnhaus aus Bruchsteinen in Midoun (Tunesien).
Älteres Wohnhaus aus Bruchsteinen in Midoun (Tunesien)

Wohngebäude aus Bruchsteinen in einem Fischerdorf (Djerba Tunesien)
Älteres Wohnhaus aus Bruchsteinen in einem Fischerdorf (Djerba)

Spitzbögen bei einer historischen Töpferei bei Gallea (Tunesien). Diese wenig bearbeiteten Bruchsteine im Verband sind satt im Mörtel verlegt. Diese Bögen tragen eine schwere Holzdecke.

Spitzbogen in einer Töpferei
Spitzbogen in einer Töpferei
Spitzbögen bei einer frei stehenden Außenwand (historische Töpferei) bei Gallea
Spitzbogen in einer Töpferei

Historische Bauwerke aus Stein

Weltweit gibt es verschiedene historische Bauwerke aus Stein, z. B. Pyramiden in verschiedenen Ländern, die Osterinseln oder Stonehenge. Diese Bauwerke basieren auf einen hohen technischen Wissensstand. Was aus meiner Ansicht weit über unser heutiges Verständnis hinausreicht. Die Bauwerke, welche wir gegenwärtig errichten, haben im Verhältnis nur eine relativ kurze Lebensdauer.

ehemalige römische Siedlung auf Djerba

Bisher ist nicht bekannt, wie diese tonnenschweren Steine der bekannten Bauwerke aus der fernen Vergangenheit transportiert und millimetergenau zusammengefügt wurden. Zwei Theorien sind dabei interessant. Eine geht davon aus, dass die Steinquader mit einer bestimmten Frequenz in Schwingung versetzt und so die Schwerkraft aufgehoben wurde. Die riesen Steinquader konnten so leicht bewegt werden. Eine andere Theorie geht davon aus, dass die Bauwerke schichtweise gegossen wurden. Die heutigen Bauwerke aus Beton werden auch nur gegossen. Die vertikale Trennung der Schicht (Entstehung der Steinform) verhindert eine Rissbildung bei einer thermischen und seismischen Beanspruchung. Während der Zeit des römischen Imperiums wurde der römische Beton für die Errichtung von Bauwerken. In dieser relativ kurzen Zeit hat man vergessen, wie dieser haltbare Baustoff hergestellt wird. Die Herstellung der vertikalen Fugen lässt sich durch Trennlagen herstellen, welche nicht beständig sind und sich auflösen.

Quelle:
[1] Härig, Siegfried; Technologie der Baustoffe, 14. Aufl. 2003, C.F.Müller Verlag, S. 18

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