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8. Lehmkonstruktion und Wasserschäden

Da die Konstruktion aus Lehm nicht wasserbeständig ist sind gerade bei Hochwasser Lehmhäuser gefährdet. Sie verlieren einen großen Teil ihrer Standfestigkeit. Der Lehm, ob Lehmsteine oder Stampflehm, wird weich und trägt nicht mehr. Nasser und dann abgetrockneter Lehm wird brüchig und bröcklig. Die starken Wandquerschnitte trocknen nur über einen sehr langen Zeitabschnitt ab und die Räume sind daher nur eingeschränkt nutzbar. Die Decken, meist Lehmstarken, sind durch die Nässe sehr schwer und neigen zum Durchbrechen. Das Stroh und die Hölzer sind im länger anhaltenden feuchten Zustand sehr anfällig gegenüber Holz zerstörende Pilze, wie dem Kellerschwamm und später dem Echten Hausschwamm. Eine zügige Trocknung der Decken ist erforderlich.

Die geschädigten Häuser waren bisher bewohnt und sollten bei einem erhaltungswürdigen Zustand so schnell wie möglich wieder nutzbar gemacht werden. Die nachfolgenden Tipps werden nicht auf die Gegenliebe des Denkmalschutzes und einiger sehr ökologisch ausgerichteter Personen stoßen. Diese Tipps haben sich in der Praxis bewährt und wirken sich kaum beziehungsweise nur gering auf die raumklimatischen Eigenschaften des Gebäudes aus. Sie haben jedoch den Vorteil, dass die Ausbesserung geschädigter Mauerabschnitte aus Lehm schnell erfolgen kann und anschließend eine teilweise Nutzung möglich ist.

aufgeweichte Lehmsteinwand

Zur vorübergehenden Standsicherheit aufgeweichter Wände könnten entlang der Deckenbalkenauflager Joche aufgestellt werden. Diese können zimmermannsmäßig so gefertigt werden, dass man auch ein 1/2 Jahr oder länger damit leben kann, bis die Stampflehmwand wieder vollständig trocken ist. Völlig zerstörte Lehmmauerbereiche können durch Vollziegel oder Hohlziegel ersetzt werden. Es ist die übliche Verzahnung herzustellen. Dabei sind sehr weiche Mörtel (Kalkmörtel eventuell gering hydraulisch) zu verwenden. Diese Übergänge der Materialien führen langzeitlich zu Mauerrissen. (Leider nicht vermeidbar.) Bei Ausbesserungen und Vertiefungen von bis circa 20 cm treten kaum beziehungsweise keine Risse auf. Grundsätzlich sollte der ursprüngliche Wandquerschnitt wieder hergestellt werden. Auf keinem Fall sind diese Hohlstellen und Löcher durch Gipskartonvorsatzwände zu tarnen. Nach kurzer Zeit kommt es zur Absenkung der Decken und die Wandfläche bildet Risse und großflächige Abplatzung, da die ohnehin geringe Lastaufnahme noch zusätzlich verringert ist.

Erneuerung einer geschädigten Lehmsteinwand

Geschädigte Wandflächen (größere Löcher) lassen sich abweichend von der normalen Technologie sanieren. Der bröcklige oder völlig weiche Lehm wird entfernt. Anschließend wird dieser mit etwas Mauermörtel (Mauer- und Putzmörtel vom Baumarkt = PII) vermischt, sodass eine richtige klebrige Masse (Sächsisch: Pampe) entsteht. Dies wird mit der Kelle wie ein Vorspritzer (einige Millimeter) flächig auf die leicht vorgenässte Lehmwand angeworfen. Diese Oberfläche trocknet durch den chemischen Abbindeprozess sehr schnell und bildet einen guten Haftgrund für den folgenden Wandaufbau. (Das Gemisch aus Lehm und "weichen" Kalkzementputz steht im Widerspruch zur allgemeinen Regel aber es funktioniert hervorragend.) Die Oberfläche wird so tragfähig für einen weichen Mauermörtel. Die Löcher oder Fehlstellen sollten dann mit möglichst leichten Baustoffen ausgefüllt werden. Hier eignen sich Hochlochmauersteine. Für kleinere Schichtdicken wird Blähton oder auch Perlite (Ausgleichsschüttung) mit Fertigmörtel (zum Beispiel Putz- und Mauermörtel vom Baumarkt) und zusätzlich etwas Kalk verrührt. Dieser "fettige" Mörtel kann direkt an die Wand angeworfen und auch in größere Risse der Lehmwand eingedrückt werden. Trocknene Wandflächen sind ist vor zu nässen. Bereits nach kurzer Zeit (1-2 Tage) kann dann der Innenputz (P I oder P II) angeworfen, ausgerieben und gefilzt werden. Der Innenputz sollte wegen seiner großen Masse möglichst nur in einer geringen Stärke aufgebracht werden. Zement- und Gipsputze sind nicht zu verwenden. Die Verarbeitung von Lehmputz bedarf eine große Erfahrung. Hierfür ist auch ein wesentlich längerer Zeitaufwand erforderlich, da dieser schichtweise aufgetragen werden muss. Dann müssen diese Schichten ausreichend austrocknen.

Kalkfarben direkt auf der Wandoberfläche ermöglichen weiterhin eine gute Abtrocknung. Diese kann man auch selbst herstellen. Weißkalk (zum Beispiel vom Baumarkt) löschen und ein halbes bis ganzes (kleines) Päckchen Kochsalz pro Maurerkübel zur Verbesserung der Wischfestigkeit zugeben. Ein Zusatz von Magermilch, Buttermilch oder Molke macht den Kalkanstrich durch Bildung von Kalkaluminat anfangs etwas dichter und wischfester. Drei dünne Anstriche sind haltbarer als zwei dickere. Der erste Anstrich darf nicht decken. Ein einziger dicker Anstrich blättert ab.

Ganz wichtig ist, dass man durchnässte Holzbauteile möglichst nicht sofort verkleidet. Die Holzbalkendecken stellen ein weiteres großes Problem dar. Große Teile, vor allem die Wandauflager sind durch Insekten oder Pilze bereits geschädigt. Durch diese Feuchtigkeit und die Wärme nach dem Hochwasser (ab 12.08.02) werden die Lebensbedingungen optimiert. Es sollten alle losen Deckenputzteile entfernt, die Dielung geöffnet und feuchte Schüttung getrocknet beziehungsweise entfernt werden. An den Randbereich sind 1 bis 2 Fehlbodenbretter auf beiden Seiten der Balken herauszunehmen. Dadurch entsteht eine Zugluft und diese Böden können trocknen. Auch nach einer Trocknung besteht ein Restrisiko, da tiefere Wand- oder Deckbereiche erst nach längerer Zeit vollständig abtrocknen. Wenn zum Beispiel die Decken mit Gipskartonbauplatten (GKF) abgehängt werden, so sollten Kontrollöffnung angelegt werden. Diese kleineren Plattenabschnitte werden nur angeschraubt und können so abgenommen werden. Lüftungsschlitze sind dabei sehr praktisch. Diese können später verschlossen werden. Die Holzbauteile sollten in der ersten Zeit möglichst pro Woche einmal sehr gründlich optisch untersucht werden. Mit der Taschenlampe auch die dunklen Ecken ausleuchten. Treten hier Veränderungen auf, wie ein weißer Überzug oder Fruchtkörper von Pilzen, so sollte ein Holzschutzfachmann hinzugezogen werden.

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