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Klimamembran

Anfrage: Klimamembran

Anfrage vom 07.08.2006

Frage: Nach Aussagen eines "Energieberaters" bei meinem Baustoffhändler in Bad Tölz ist es ganz, ganz wichtig, dass man die Klimamembranen benutzt. Die wäre Stand der Technik. Die Hotline von Isover hat natürlich in dieselbe Kerbe geschlagen - allerdings haben die die Begründung hinterher geschoben, dass man heute keine hinterlüfteten Dächer mehr bauen würde, sondern voll dämmt und da wäre die Klimamembran unabdingbar. Mein Dach ist zwar hinterlüftet - aber vielleicht wäre eine solche Folie wirklich besser. Was halten Sie davon?

Antwort: Die Dampfbremse gibt es schon lange. Bei Eichler 1989 wird diese zum Beispiel beschrieben. Es gibt ein Feuchtigkeitsgefälle von innen nach außen. Innen sollte sich daher der dampfdichteste Wandbaustoff befinden. Bei einer Innendämmung ist dies besonders wichtig, da sonst eingedrungene Feuchtigkeit im Wandquerschnitt auskondensieren kann. Die Leichtbaukonstruktion (Dachschräge) ist hier noch komplizierter, da sich bei dieser Ausführung nicht 100%ig alle Fugen zwischen Dämmung / Sparren, Fußpfette / Ringbalken usw. verschließen lassen. Hier kommt es noch zusätzlich zu einer Konvektion (Luftwalze bzw. es zieht die Luft ab). Die Konvektion transportiert die meiste Feuchte in die Wandkonstruktion und es entweicht auch die warme Luft. Der bessere Ausdruck ist eigentlich "Windsperre". Früher wurden die Dachböden mit einer Sparschalung, Putzträger, eventuell eine Holzwolleleichtbauplatte und Putz versehen. Diese Konstruktion war (fasst) winddicht. Durch die Hinterlüftung konnte sehr leicht Feuchtigkeit abgeführt werden. Es gibt so gut wie keine Schäden. Die EnEV (Energieeinsparverordnung) sieht sehr starke Dämmstoffstärken vor. (Völlig unsinnig, da es ein bestimmtes Optimum gibt [ähnlich wie eine Pufferzone pH-Wert], wo der Aufwand kaum eine Verbesserung bringt.) Aber jeder Zentimeter Dämmung bringt für die Hersteller Geld. Da das Zeug nicht mehr zwischen die Sparren passt, wurde die Vollsparrendämmung erfunden. Bei dieser Ausführung kann nun eingedrungene Feuchte noch schlechter nach außen entweichen, da die Dämmung direkt an der Unterspannbahn anliegt. Hier ist nun eine 100%ige Windsperre/Dampfbremse erforderlich. Eine Hinterlüftung kann geringe Feuchtigkeit problemlos weglüften. Da ich selbst Trockenbauarbeiten ausgeführt hatte, weiß ich, man kann keine 100%ige Abdichtung herstellen (nur ein theoretischer Wunsch). Also nicht verrückt machen lassen.

Frage: Der Normalsterbliche hält zum Beispiel eine stinknormale PE-Folie von wenigen Mikrometern schon für 100%ig dampfdicht, was ja aber offensichtlich nicht der Fall ist. Es handelt sich um eine normale PE-Folie. Die ist etwas teurer als eine Baufolie und muss nach Hersteller unbedingt benutzt werden. In der Regel sind diese dampfdicht. Es ist anzunehmen, dass sie sich beim Brandverhalten anders verhalten, weniger CO bzw. CO2 und ein anderes Tropfverhalten. Sie werden in Kombination mit Gipsplatte und Dämmung (als System) der erforderlichen Brandschutzklasse zugeordnet. Vielleicht würde das eine normale Baufolie auch bringen. Keine Ahnung. Ich denke das wird eher etwas mit Geldverdienen zu tun haben. Andererseits muss aber ein System verwendet werden.

Antwort: Die Anwendung eines Systems hat aber auch mit der Garantie und Gewährleistung zu tun. Bei einem Objekt in Halle wurden an einem Dach 3 verschiedene Folien und auch Klebebänder verwendet. Nur bei einem Dachabschnitt war diese halbwegs dicht und an den Sparren keine Schäden vorhanden. Nach 4 Jahren war die Dachschalung (Flachdach) bei einer Ausführung durchgebrochen. Es wurde keine Hinterlüftung eingebaut. Noch zum sd-Wert. Das Wichtigste habe ich in der Erläuterung im Dachbuch zusammengestellt. Allein der sd-Wert verrät aber noch nicht alle Eigenschaften des Baustoffs. Er wird üblich als Bewertungsgröße verwendet. Je kleiner, so besser kann Feuchtigkeit hindurch oder wieder abgegeben werden. Mauerwerk kann so nach allen Richtungen abtrocknen. Würde das Mauerwerk beidseitig mit einer Aluminiumfolie versehen, so gelangt keiner Feuchtigkeit mehr hinein aber auch keine mehr heraus. Neben dem sd-Wert spielt aber auch die molekulare Struktur eine Rolle, also ab ein Wasser- oder CO- Molekül eindringen kann. Sie hier Dispersionsfarbe, sie hat einen verhältnismäßig niedrigen sd-Wert ist aber trotzdem dicht. Bevor ich aber hier öffentlich eine Aussage treffen kann, muss ich mich damit näher beschäftigen. Gerade von denen habe ich schon Kritik bekommen.

Frage: Wie schafft es eine Folie, sich auf die unterschiedlichen Anforderungen von Sommer und Winter einzustellen. Zu gut deutsch: Was läuft da auf molekularer Ebene ab? Zaubern wird die Folie ja nicht können...

Antwort: Die diffusionsoffene Folie von Isover, erfunden für die Vollsparrendämmung verändert ihr Molekülgröße und ermöglicht so auch im Sommer ein Austrocknen nach innen. Prof. Meier ist von der Funktion nicht überzeugt. Ich selber habe auch bedenken. Allein dadurch, da sich nach einer Standzeit Feinstaub an der Oberfläche ablagert. Damit wird alles abgedichtet. Man muss nur sich die Dachkonstruktion eines alten Daches ansehen (Staub).

Hier ein Auszug aus meinem Buch Dachgeschossausbau:
Wie bereits oben genannt, verhindert die Dampfbremse eine beidseitige Abtrocknung durchfeuchteter Baustoffe. Um dieses Problem zu lösen, hatte man eine feuchteadaptive Dampfbremse entwickelt (Bild 4.3.4.3.).




Bild 4.3.4.3.: Wirkungsschema einer feuchteadaptiven Dampfbremse mit variablem Diffusionswiderstand sd-Wert, sie ist sorptiv, das heißt es nimmt Wasser auf.
Man geht davon aus, dass dem unbedenklichen winterlichen Tauwasserausfall im Dach ein großes sommerliches Austrocknungspotential gegen übersteht. Im Vergleich zur herkömmlichen Dampfbremse mit gleicher Sperrwirkung im Winter ist die sommerliche Austrocknung bei Einsatz der feuchteadaptiven Dampfbremse mindestens zehnmal größer. (/25/ S.79)feuchteadaptiven Dampfbremse

Bild 4.3.4.4. : Grafische Darstellung einer Untersuchung des Verlaufes der Gesamtfeuchte im Dach und unten der Verlauf der Holzfeuchte der Schalungsbretter über einen Zeitraum von 10 Jahren. Mit der herkömmlichen Dampfbremse steigt unter jahreszeitlicher Schwankung die Holzfeuchte rasch an. Mit der feuchteadaptiven Dampfbremse fallen die Werte stets unter 20M.-%. /26/

 

 

Frage: Ich werde übrigens doch einen kompletten Rückbau meiner Änderungen machen und die Dampfsperre komplett neu einziehen. Mir sind immer mehr Pfuschstellen aufgefallen, so daß ich hierin die einzige wirkliche Lösung sehe. Ich kann mir einfach keine Experimente leisten. Schon eine konstruktive Herausforderung das Ganze...

Bei meinem Nachbarn habe ich mir seinen privaten Speicher mal etwas genauer angesehen. Hier haben die Freunde deutlich ordentlicher gearbeitet. Allerdings gibt es auch da Pfusch und ganz, ganz leichte Schimmelbildung. Insgesamt jedoch deutlich besser als bei mir.

Antwort: Beim Verlegen der Dampfbremse stellt die Fläche ist kein Problem dar, nur die Anschlüsse. Bei Ihrem Nachbar haben vielleicht andere Handwerker gearbeitet.
Ein kompletter Rückbau ist nicht immer erforderlich. Von der Sache braucht man nur Streifen an den Anschlüssen von ca. 10-20 cm aufschneiden (probieren) und die Fugen dicht verschließen. Sicherlich macht sich hier das Klebeband von Risan ganz gut. Dann wird eine Dachlatte auf Innenseite der Kante gelegt. Es bleiben ca. 2 cm stehen und an der verbliebenen Gipsplatte mit Schnellbauschrauben TN 35 angeschraubt. Auf diese 2 cm wird dann der Gipsstreifen angeschraubt. Vorher die Kanten anschrägen. Gipsfugen mit entsprechendem Spachtel verspachteln (Rigips, Knauf o. ä.). Geht nur, wenn die Folienstöße in der Fläche auch verklebt wurden, sonst ist wirklich ein kompletter Rückbau erforderlich.

Frage: Für die Anbringung einer zusätzlichen Dampfbremse im ganzen Wohnzimmer und eine Verdeckung mit Gipsplatten: Gibt es vielleicht statt der Gipsplatten auch ein gutes dünnes und leichtes Material ohne Eklige Ausdünstungen? Das würde die Konstruktion leichter machen und die Verarbeitbarkeit deutlich vereinfachen...

Antwort: Gipsplatten sind chemisch neutral. Die PE-Folie wird durch Gipsplatten verdeckt und wird so kaum Weichmacher in den Raum abgeben. Sicherlich gibt es andere Einrichtungsgegenstände, die kritischer zu bewerten sind.

Antwort von
Peter Rauch
Peter Rauch Ph.D.
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