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Material und seine Kosten kalkulieren: Kein Buch mit sieben Siegeln

Noch der simpelste Neuanstrich eines Raumes benötigt vor Arbeitsbeginn eine Berechnung der notwendigen Materialien. Viele schrecken davor zurück, dabei handelt es sich um einfachste Mathematik, die im digitalen Zeitalter sogar noch einfacher gemacht wird.

Materialkostenkalkulation
Materialkostenkalkulation muss kein "Angstgegner" sein. Tatsächlich ist es, besonders mit Taschenrechner, Mathematik auf Grundschulniveau.

Helfer nutzen, wo es sie gibt

Für die meisten frei verwendbaren Baustoffe reicht die Quadratmeterberechnung vollkommen aus, wenn man darauf achtet, dass man eine für die Fläche ausreichende Menge kauft - noch auf jedem kleinen Farbeimer steht, für wie viele Quadratmeter der Inhalt ausreicht.

Allerdings sollte man niemals abgeneigt sein, weitere technische Helfer zur Hand zu nehmen. Jeder Ingenieur hat ebenfalls seine Tools und Eingabemasken auf dem Computer, um sich kompliziertere Berechnungen einfacher zu machen.

Das wichtigste Grund-Tool ist natürlich der Taschenrechner - hat jeder auf seinem Handy vorinstalliert. Allerdings hält die App-Welt noch weiteres auf Lager. Ein solches Programm ist die Digitale Toolbox des Werkzeugherstellers Bosch. Sie ist zwar für Profis gedacht, enthält aber genau deswegen viele Mess- sowie Um- und Berechnungswerkzeuge, die auch für den Laien bestens geeignet sind.

Zudem sollte man sich immer auf Hersteller-Webseiten umsehen. Viele haben umfangreiche Konfigurator-Tools inkludiert. Diese muss man nur noch mit seinen gemessenen Werten füttern, sich für Optionen entscheiden und bekommt dann sofort den Preis für das Endprodukt angezeigt. Ein Hersteller, der das sehr gut ausführt, ist der Konfigurator von fensterhandel.de. Hier wird alles auf einer Seite angezeigt, Optionen können durch simples Klicken angewählt werden - längst nicht jeder Konfigurator ist so simpel.

Richtiges Kalkulieren schützt vor Überraschungen

Der für die meisten Menschen sichtbarste und wichtigste Faktor bei der Kalkulation ist der, dass sie einen ungefähren Einblick bekommen, was sie im Endeffekt für die Materialien bezahlen müssen. Das ist insbesondere dort notwendig, wo Preise grundsätzlich nur auf den Quadratmeter bezogen angegeben werden - was bei sehr vielen Baustoffen, etwa Fliesen, der Fall ist. Da sagt einem der Preis "Fliese XY, Preis 35,95 Euro/m2" gar nichts, solange man nicht weiß, wie viele Quadratmeter überhaupt damit abzudecken sind.

Tatsächlich kommt jedoch noch eine weitere, nicht weniger wichtige Komponente hinzu, die Fertigungslose bzw. -chargen. Bei vielen Produkten, besonders prominent Farben und Lacken, ist es aus produktionstechnischen Gründen nahezu unmöglich, dass jede einzelne Charge die absolut deckungsgleichen Eigenschaften besitzt.

Um bei Farben zu bleiben zeigt sich das darin, dass ein und dieselbe Farbe aus zwei verschiedenen Produktionslosen nach dem Abtrocknen einen um Nuancen anderen Farbton zeigt. Deutlich sichtbar und natürlich für den Renovierer ein Ärgernis, aber als erlaubte Streuung normiert und somit zu akzeptieren.

Hier zuvor genau zu kalkulieren, schützt einen davor. Denn es ermöglicht es einem, "in einem Abwasch" die benötigten Mengen zu kaufen und so mit hoher Wahrscheinlichkeit nur Produkte aus einem Los zu erhalten - wo man bei mangelhafter Kalkulation und deshalb notwendigem späterem Nachkaufen höchstwahrscheinlich Pech haben wird.

Zollstock
Der Zollstock ist alles, was man braucht. Er ist für alles, was am Haus zu messen ist, hinreichend genau.

Fläche und Aufrunden

Dabei muss festgestellt werden, ist es bei jeglichen möglichen Arbeiten im Haus eigentlich immer gleich: Man benötigt nur die Fläche in Quadratmetern. Dazu sollte man sich jeden Raum wie ein idealisiertes Quadrat bzw. Rechteck vorstellen. Man misst via Maßband oder Zollstock einfach Länge und Breite an den jeweils größten Stellen. Will man beispielsweise die Fläche für einen Bodenbelag haben, misst man die am weitesten entfernten, gegenüberliegenden Wandpunkte und bekommt so zwei Werte. Dann geht es wie in der Schule:

Länge (in Meter) mal Breite (in Meter) gleich Fläche in Quadratmeter

Kommen architektonische Eigenheiten hinzu, welche das Gesamtmaß erhöhen, etwa ein Erker, misst man diesen einzeln (auch als idealisiertes Quadrat/Rechteck) und addiert seinen Flächenwert auf das Grund-Ergebnis auf, also:

Fläche Raum (in Quadratmeter) plus Fläche Erker (in Quadratmeter) gleich Gesamtfläche in Quadratmeter.

Dabei gilt, immer wenn man "krumme" Werte herausbekommt (was praktisch immer der Fall sein wird), sollte man auf den nächsten runden Quadratmeterwert aufrunden. Bitte nicht vergessen, dass es auch zu Verschnitt kommen wird.

Anders hingegen sieht es bei baulichen Details aus, die eine Fläche verkleinern - etwa das Fenster in einer Wand bei der Berechnung der Tapetenmenge. Hier benötigt es Augenmaß. Werte von bis zu einem Quadratmeter kann man ignorieren (etwa ein Kaminschacht bei der Berechnung eines Bodenbelags).

Sind die Werte jedoch höher, sollte man sie messen und vom Gesamtwert abziehen, sonst kauft man unnötig viel Material.

Und was ist, wenn man etwa Tapeten oder andere Materialien benötigt, die Wände bedecken sollen? Immerhin hat der normale Raum ja vier Wände. In dem Fall misst man jede Wand einzeln, ermittelt ihre Fläche, zieht etwaige Tür- und Fensteröffnungen ab. Diese vier Flächenwerte addiert man anschließend und hat die benötigte Gesamt-Quadratmeterzahl.

Dabei gilt: Nicht zu kompliziert handeln. Einfach die Werte, wie man sie abliest, in den Taschenrechner eingeben. Genauigkeit bis zwei Nachkommastellen (bei Metern) reicht i.d.R. völlig aus.

Apps und das Internet liefern Tools
Apps und das Internet liefern auch Laien alle Tools, die der Profi hat. Sie machen die Kalkulation noch viel simpler.

Orientieren, aber nicht blind glauben

Wer das Netz nutzt, wird feststellen, dass es dort auch viele Ratgeberseiten gibt, die sich mit der Kostenkalkulation von Renovierungs- und Sanierungsarbeiten befassen.

Ja, diese sollte man auch nicht ignorieren, denn insbesondere, wenn dort harte Finanzzahlen genannt werden, können die Seiten eine wertvolle Hilfe sein. Allerdings sollte man sich nicht sklavisch an die dort postulierten Werte halten. Aus mehreren Gründen:

  1. Jedes Haus hat andere bauliche Gegebenheiten. Steht in einem Ratgeber beispielsweise "Dach neu eindecken: 120 Euro/m2", ist das nur ein grober Richtwert, der beim eigenen Haus schon durch ein steileres oder flacheres Dach (leichter bzw. schwerer zu decken) ganz anders ausfallen kann.
  2. Preise ändern sich. Gerade in der Baubranche unter Einfluss der derzeitigen Boom-Phase sowie natürlich der Inflation. Ratgeber, auch wenn sie in den Suchmaschinen-Ergebnissen weit vorne angezeigt werden, müssen nicht zwingend die aktuellen Werte widerspiegeln, sondern sind häufig auf dem Stand vor einigen Jahren.
  3. Es sind oft zu allgemeine Werte. Um beim Dach zu bleiben, ignoriert eine solche Zahl sowohl regionale Unterschiede in der Preisgestaltung wie die Materialien - ein Schieferdach kostet pro Quadratmeter erheblich mehr als eines, das mit Betondachsteinen eingedeckt wird.

Richtwert ja, absoluter Wert nein. Solche Ratgeber sollte man deshalb immer nur als ganz groben Anhaltspunkt ansehen. Im Zweifelsfall hilft der Anruf bei einem Anbieter, einer Handwerksfirma immer noch am ehesten weiter: "Ich habe ein XY Quadratmeter großes Dach, das mit Material X neu gedeckt werden soll. Was würde mich das ungefähr kosten?"

Eine solche Frage ist ohne eine vor Ort erstellte Kostenkalkulation zwar immer noch vage, aber doch deutlich präziser, weil sie zumindest die regionale und materielle Komponente spezifiziert.

Bildquellen:
1) pixabay.com © Isymansu
2) pixabay.com © fotoblend
3) pixabay.com © FirmBee


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