Mit der Angleichung der verschiedenen gesetzlichen Vorschriften, Verordnungen und Normen in der EU sind auch eine Reihe von wichtigen Fragen, wie z. B. der Zuständige für die Zulassung von Holzschutzmittel, nicht vollständig geklärt. Die Teile 1 und 2 der DIN 68800 sind in die Musterliste der der techn. Baubestimmungen aufgenommen, wobei die Teile 3 und 4 bauaufsichtlich nicht eingeführt wurden.
Die Mitwirkenden eines DIN-Ausschusses setzen sich aus verschiedenen Bereichen bzw. Interessenverbänden zusammen. So können sich in der Endfassung der DIN sehr unterschiedliche zum Teil widersprechende Inhalte ergeben. Herr Joachim Wiessner hat zur DIN 68800 Teil 4 einen interessanten Kommentar verfasst.
Grundsätzlich sind bauliche vor chemische Holzschutzmaßnahmen zu planen und auszuführen! Erst wenn konstruktive Lösungen nicht möglich sind und die natürliche Eigenresistenz der zur Verfügung stehenden Hölzer nicht ausreicht, sind chemische Holzschutzmaßnahmen anzuwenden.
Der richtige Umgang mit Holz fängt eigentlich im Kopf an. Jeder weiß, der Baum ist ein Bestandteil des natürlichen Stoffwechselkreislaufes. Er wächst und irgendwann stirbt er ab. Durch holzzerstörende Insekten, Pilze und Mikroorganismen wird die Zellulose, Lignin, Hemizellulose, Eiweißstoffe usw. in die ursprünglichen Molekülverbindungen bei gleichzeitiger Energiefreisetzung abgebaut, siehe Stoffkreisläufe chemischer Verbindungen.
Wird der Baum vorübergehend aus diesem natürlichen Prozess entnommen und als Bauholz, Holzwerkstoffe und andere Gebrauchsgegenstände verwendet, so wird der oben geschilderte Kreislauf für eine bestimmte Zeit unterbrochen beziehungsweise verlangsamt.
Es ist also normal, dass Holz altert, vergraut, die Oberfläche sich farblich verändert und sich schließlich auch Holz schädigende und Holz zerstörende Insekten oder Pilze anfinden und das Holz zerstören. Jede dieser Holzzerstörer, eigentlich richtig Nützling, hat sich auf eine spezielle Holzart, Kiefer, Fichte, Eiche usw., auf das nahrungsreichere Splintholz oder auf das Kernholz spezialisiert. Aber alle benötigen neben der Nahrung, Spurenelemente und einem bestimmten pH-Bereich noch eine gewisse Feuchtigkeit und Temperatur für einen optimalen Lebensprozess. Zu niedrige aber auch zu hohe Temperaturen lassen kein Wachstum zu. Es gibt einen optimalen Temperaturbereich um 20 ºC also die Temperatur unserer natürlichen Umgebung. Es stehen also zwei wichtige Möglichkeiten für einen Holzschutz zur Verfügung. Eine davon ist die Feuchtigkeit in einem niedrigen Niveau zu halten. Das ist das Grundanliegen des konstruktiven Holzschutzes. Lange bevor überhaupt jemand an die DIN 68800 "Holzschutz" dachte, wurden diese Regeln eingehalten. Große Dachüberstände, keine Feuchtigkeitsansammlungen an Anschlussteilen der Konstruktionshölzer uvm. Das Holz konnte immer ausreichend abtrocknen, war kontrollfähig und wurde ausreichend vor Schlagregen und Niederschlag geschützt.
Nun ist nicht jede Holzart gleich. Neben der Farbe und Aussehen unterscheiden sie sich durch Zug- und Druckfestigkeit, Dichte und für den Holzschutz wichtig, die natürliche Eigenresistenz. Tropische Hölzer unterliegen klimatisch bedingt härteren Bedingungen. Bei ihnen ist die natürliche Resistenz gegenüber unseren einheimischen holzzerstörenden Pilzen und Insekten besser ausgeprägt. Der Kernholzanteil bei Ihnen ist oft sehr resistent und damit erfolgt die Zuordnung in die Klassifikation 1 der natürlichen Dauerhaftigkeit (DIN EN350-2). Zum Vergleich hat unser heimisches Eichenkernholz die Klasse 2.
In einer gegenwärtig durchgeführten Untersuchung zur Freilandexposition [1] wurden 2007 nach 6,5 Jahren bei einem Erdkontakt für die Eiche die natürliche Resistenz 4 und auch für die Robinie die 3 festgestellt. Eichenkernholz erwies sich auch außerhalb des Erdkontaktes nur wenig dauerhaft. Damit wird in der Praxis die erwartete Dauerhaftigkeit nicht erfüllt.
Gerade im Bereich der Altbausanierung wird nicht beachtet, dass die früher verbauten Hölzer noch während der "Kleinen Eiszeit" gewachsen sind und gegenüber heute eine andere dichtere Zellstruktur ausweisen. Dies wirkt sich sowohl auf die mechanischen Eigenschaften als auch auf die Resistenz des Holzes aus. Die Qualität der heute auf dem Markt angebotenen Hölzer ist geringer, als die der vor circa 100 Jahren verbauten. Dies kann sich gerade bei Feuchteeinflüssen auf die Standzeitverkürzung auswirken.
Die etwas höhere Eigenresistenz der Eiche gegenüber Fichte wird vorwiegend durch ihren natürlichen Gerbstoffanteil bestimmt. Ebenso wird die Resistenz durch thermische Behandlung verbessert, wie zum Beispiel durch die künstliche Trocknung. Die Resistenz wird aber auch durch die in den Holzzellen eingelagerten hochmolekularen Verbindungen, wie Stärke, Zucker, und sicherlich auch Mineralien, die den Pilzen, Insekten und Mikroorganismen als Nahrungsgrundlage beziehungsweise -ergänzung dienen, bestimmt und für den Stoffwechsel erforderlich sind. Durch den Einschlag im Winter (saftfrei) und oder durch die Wässerung werden diese Anteile verringert und so der natürliche Schutz verbessert, da sie den "Holzschädlingen" nicht mehr im erforderlichen Maße zur Verfügung stehen und so das Wachstum verringert wird.
Quelle:
[1] Brischke, C.; Welzbacher, C.R.; Rapp, A.O.; Augusta, U.; Dauerhaftigkeit heimischer Holzarten in verschiedenen Gebrauchsklassen & Feuchteschutz durch Hydrophobierung mit vegitabilen Ölen, Forschungsprojekt G99-14 Vortrag 13. Quedlinburger Holzbautagung am 29. und 30.3.2007
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