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Spanplatten Kurzbeschreibung und Eigenschaften

Spanplatte

Spanplatten (DIN 68 761 bis 68 765) werden aus kleinen Holzteilen und/oder anderen holzartigen Faserstoffen (Hanf- oder Flachsschäben) hergestellt und mit Bindemittel verpresst. Als Bindemittel kommen sowohl härtbare Kunstharzleime als auch Zement oder Magnesiabinder in Frage. Man unterscheidet Flachpressplatten und Strangpressplatten.

Die Einteilung erfolgt in Holzwerkstoffklassen

Als Bindemittel von Holzwerkstoffen werden Phenol-Formaldehydharze (PF), Phenolresorcin-Formaldehydharz (PRF), Harnstoff-Formaldehydharz (UF), polymere Diphenylmethan-Diisocyanate (PMDI), Aminoplast: Melamin-Formaldehydharz (MF), modifizierte Melamin-Formaldehydharz (MUF und MUPF) verwendet.
Bei Phenolharzverleimungen treten Formaldehydemissionen nahezu nicht auf, sie werden bei Aminoplastverleimungen beobachtet. Die Ausdunstung erhöht sich mit wachsender Temperatur und Zunahme der relativen Luftfeuchte von 35 auf 80%. Bekannt ist, dass die Formaldehydabspaltung bei entsprechenden Bedingungen (Temperatur und Feuchte) über ein Jahr und länger andauern kann. Nach 8 Monaten Lagerzeit verringert sich das Formaldehydniveau deutlich.

Klassifizierung von Spanplatten, die Emissionsklasse E 1 (Formaldehydabgabe < 0,1 ppm). Bei Überschreitung dürfen beschichtete oder unbeschichtet Holzwerkstoffe nicht in den Verkehr gebracht werden.

Formaldehydfreie Spanplatten sind (wenn sie nicht mit Gips, Kalk oder Zement gebunden sind) fast immer mit Kleber gebunden, die Diisocyanate enthalten. Die Härterkomponente ist immer ein Diisocyanat. Bei der Spanplattenverleimung kann aus Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat durch Hydrolyse, das heißt durch die verändernde Wirkung von Wassermolekülen, das im Tierversuch krebserregende 4,4'-Diaminodiphenylmethan entstehen; zugleich entsteht Kohlendioxid.
Bei großflächiger Anwendung bleibt die Raumluft auch nach dem vollständigen Abbinden noch stark belastet. Der MAK-Wert liegt bei 0,01 ppm beziehungsweise ml/m3. Isocyanate sind außerordentlich starke Allergene, die asthma- oder heuschnupfenähnliche Symptome hervorrufen. Die Asthmaanfälle können bereits bei einem Zehntel des o.g. MAK-Wertes ausgelöst werden.

Welche Umwelt- und Gesundheitsgefahren von Spanplatten ausgehen, wird sehr unterschiedlich bewertet. Es sei hier genannt, dass die Polyurethan (PU)-Herstellung sehr umweltbelastend ist und dass Isocyanate schon in geringsten Konzentrationen zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen. Gerade bei der Herstellung und Verarbeitung ist mit einem erhöhten Risiko für die Belegschaft zu rechnen.

Anwendung: Platten werden als mittragende und aussteifende Beplankung bei hölzernen Wänden, Böden, Decken und Dächern verwendet.
Abmaße: Dicke 4 ... 50 mm, Breite bis 2800 mm und Länge bis 14000 mm
Dichte: 550 ... 700 kg/m3
Schwindmass: 0,035 %
Wärmeleitfähigkeit: 0,13

Mineralisch gebundene Holzwerkstoffe bestehen aus den Bindemitteln Gips, Zement oder Magnesitmasse. Die Holz- oder Zellulosefasern dienen als Armierung. Gipsgebundene Holzwerkstoffe könne in den Anwendungsbereichen der Holzwerkstoffklasse 20 und 100, zementgebundene in der Klasse 100G verwendet werden. [3]

Soll auf Spanplatten zugunsten anderer Verkleidungsmaterialien nicht verzichtet werden, muss die Produktwahl und durch konstruktive Vorkehrungen versucht werden, die Ausgasung auf ein tolerierbares Maß zu begrenzen. Die feuchtbeständigen Spanplatten vom Typ V100 setzten praktisch kein Formaldehyd gegenüber den billigeren V20 frei. Zu beachten ist, dass Baukleber und -leime, Einbaumöbel, Zigarettenrauch, offen Flammen, Reinigungs- und Desinfektionsmittel Formaldehydquellen sind. [1]

Dank der Forschungsarbeiten der Lud. Kuntz GmbH sind erdölbasierte Bindemittel künftig auch für Hochleistungsspanplatten nicht mehr nötig. Statt Phenolharzen sorgen Tannine und Stärke für die nötigen Stabilität entsprechend der EU-Norm. Tannine können aus den Rinden tropischer Hölzer oder Stärke aus Kartoffeln oder Getreide gewonnen werden.
Eine tanningebundenen Spanplatte für den Trockenbau war bereits vor einigen Jahren im Handel erhältlich. Jetzt können auch feuchtebeständige, stabile und selbsttragende tanningebundene Spanplatten der anspruchsvollen Produktgruppe P5 produziert werden. Die Ökoplatten können auch im Außenbereich für Wände oder Decken eingesetzt werden. [2]

Die Güteüberwachung für Spanplatten liegt bei der Gütegemeinschaft Spanplatten e.V. in 35392 Gießen, Wilhelmstr. 25

Spanplatten sind Holzwerkstoffe. Es gelten die Eigenschaften von Holz.

1) DIN 68800 T. 2, Pkt.11.2

Literatur:
Daunderer, Max; Gifte im Alltag, 1. Aufl. München: Beck, 1999, S. 108-109
Scholz, Wilhelm u. a.; Baustoffkenntnis, Werner-Verlag, 13. A. 1995, S. 722, 762
[1] Schwarz, Jutta; Ökologie im Bau, Entscheidungshilfen zur Beurteilung und Auswahl von Baumaterialien, Verlag Paul Haupt Bern Stuttgart Wien, 4.Aufl. 1998, S. 35-37
[2] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) www.fnr.de/
[3] Informationsdienst Holz, Konstruktive Holzwerkstoffe, Holzbau Handbuch R4, T04, F01, 1997, S. 4


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