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Schachtarbeiten am Fundament führten zum Einsturz der Außenwand eines Wohnhauses

In dem Video unter https://t.me/postroim_dom/30173 wird ein Schadensfall gezeigt, wie ein neues Haus aus Gasbeton einstürzt. Dieses Gebäude dürfte in Russland stehen, in der Ukraine findet man viele ähnliche Gebäude. Interessant ist dieser Bauschaden, da auch in Deutsch bei falschen Schachtarbeiten ohne Abstützung im Gründungsbereich Gebäudewände eingestürzt waren.
Der Kommentator im Video sagt, dass das Fundament isoliert werden sollte und ein Bodenaushub tief unterhalb des Fundaments erfolgte. Der seitliche Erdaushub gibt ein Hinweis darauf, dass Freilegungsarbeiten erfolgten. Im Video kann man kurzzeitig auf der linken Hausseite die Oberseite der Grube erkennen.
In Transkarpatien wurden früher noch relativ tiefe Fundamente angelegt. Viele Wohngebäude auf dem Land in der Ukraine und in Russland sind nicht unterkellert und haben nur ein relativ flaches Fundament.

Einsturz Außenwand Wohngebäude
Das Fundament wurde freigelegt, gab nach und die Frontseite stürzte ein.

Einsturz Außenwand Wohngebäude
Die linke Seitenansicht

Einsturz Außenwand Wohngebäude
Die rechte Seitenansicht mit der auskragenden Balkonplatte

Auseinanderreißen der Ziegelsteine
Rechte Seite, im Bild kann man ein regelrechtes Auseinanderreißen der Ziegelsteine im Fundament als auch der Gasbetonsteine erkennen.

Bei dem Gebäude mit dem Bauschaden kann davon ausgegangen werden, dass das Fundament nicht sehr tief ist, vorwiegend aus Mauersteinen besteht und die dem Boden erforderliche Gründung nicht korrekt erfolgte. Wobei bei den Bauarbeiten, z. B. bei uns in der Ukraine, mit Zement und Beton nicht immer gespart wird, ohne auf die Verarbeitung und das Mischungsverhältnis weiter einzugehen.

Bei uns in Transkarpatien befinden sich am Ende unserer Straße unbebaute Grundstücke mit älteren massiven Streifenfundamenten aus Beton. Die in den letzten Jahren errichteten Wohngebäude dürften so ein Fundament haben. Ich denke nicht, dass dieser Fundamentstreifen aus Stahlbeton bei Schachtarbeiten nachgeben würde, da das Bewehrungseisen abhängig von seiner Größe eine hohe Zugfestigkeit hat.

Es ist anzunehmen, dass auch hier, wie bei anderen Gebäuden, die Zwischenräume zwischen den Fundamentstreifen mit Schüttgut aufgefüllt wurde und eine Bodenplatte aus Beton bildet den Fußboden. Hätte man hier auf eine ordentliche Bodenplatte aus Stahlbeton errichtet und darauf die Außenwand gesetzt, hätte die Außenwand lediglich Risse bekommen, wenn nicht die anderen Baufehler wären.

Die Fundamentplatte in seiner Bemessung und Dimensionierung muss die Last des Hauses in den tragfähigen Boden ableiten, sodass die Standsicherheit des Gebäudes gewährleistet ist. In Deutsch muss bei Einfamilienhäusern normalerweise für die Fundamentplatte der zuständigen Baubehörde kein rechnerischer Nachweis der Standfestigkeit vorgelegt werden. Die Baufirma muss allerdings für die fachgerechte Ausführung über das nötige Fachwissen verfügen. Unter www.haus-selber-bauen.com wird der Aufbau von 25 cm dicken Fundamentplatten gezeigt.

Nachfolgend ein Vergleich zur Bauweise der Fundamente auf Djerba in Tunesien. Auf Djerba (Tunesien) konnten wir die Bauweise der Häuser und auch der Fundamente verfolgen. Die relativ flachen Streifenfundamente wurden aus Feldsteinen gemauert und der Zwischenraum mit Bauschutt verfüllt. Da hier eine Skelettbauweise erfolgte, müssen die Säulen aus Stahlbeton auch korrekt mit einer Bodenplatte oder einer Schwelle aus Stahlbeton verbunden sein.

Fudament aus Steine Djerba
Errichtung des Streifenfundaments aus Feldsteine (Djerba)

Fundament aus Steine Djerba
Nach der Fertigstellung wurde der Zwischenraum verfüllt.

Fertigstellung Wohngebäude
Dieses Gebäude wurde auf das Steinfundament errichtet.

Als Ergänzung noch ein Fundament eines anderen Gebäudes, welches sehr sparsam errichtet wurde. Die Betonschwellen liegen auf dem Steinfundament auf. Sie Säulen aus Stahlbeton sind mit den Schwellen verbunden.

Streifenfandament Djerba
Betonschwellen auf dem Steinfundament

Die wesentlichen Ursachen für den Einsturz der Außenwand des o. g. Einfamilienhauses dürfte eine mangelhafte Ausführung des Fundamentes und die Schachtarbeiten an der gesamten Außenwand ohne Abstützung sein und weitere Baufehler. Normal sollte eine abschnittweise Ausschachtung erfolgen und auf keinem Fall bis unterhalb des Fundamentes. Es gibt aber auch noch weitere statische Probleme bei diesem Gebäude.

Verdikalabdichtung
Bespiel: Bei diesem Gebäude wurde bei den Schachtarbeiten das freigelegte Mauerwerk abgestützt.

Die Außenwand besteht aus Gasbetonsteine. Die Druckbelastung von Gasbeton ist wesentlich geringer als bei den anderen Wandbaustoffen, wie z. B. bei Ziegel oder Kalksandstein.
Betrachtet man die Seitenwand und die beiden Fenster im Erdgeschoss unter dem großen Fenster bzw. Balkonplatte, so müsste hier ein ausreichend großer Träger die Lasten über den Fensterstürzen verteilen. Das gilt besonders für die eingestürzte Wand. Es ist anzunehmen, dass sich hier eine größere Fensterfläche befand. Neben der Außenwand des I. Obergeschosses/Giebel muss zusätzlich die Last der Betondecke aufgenommen werden. Je größer die Fensteröffnungen sind, um so größer müssen auch die Träger und die Auflageflächen sein.

Z. B. liegt auf einem Gasbetonstein gleichmäßig ein Träger mit dem Maß 10 x 10 Zentimeter auf, was einer Fläche von 10.000 Quadratmillimetern entspricht und eine Belastbarkeit von 2,8 N/mm2hat, so dürfte dieser Träger mit maximal 2,8 Tonnen belastet werden. (Es muss aber auch die Kantenpressung beachtet werden.) Besteht das Mauerwerk aus Kalksandstein SFK 12 mit der mittleren Druckfestigkeit 15 [N/mm2], so könnte der Träger unter gleichen Bedingungen mit 15 Tonnen belastet werden. Oder die Auflagefläche könnte bei gleicher Belastung wie bei der Gasbetonwand theoretisch auf ca. 1/6 verringert werden, was wegen Kantenpressung nicht sinnvoll wäre.

Neben dem Umkippen oder Abbrechen des Fundamentes aus Ziegel wurde offensichtlich die geringe Druckfestigkeit des Gasbetons nicht berücksichtigt. Wegen der Auflage der Stahlbetondecke auf dieser Außenwand muss auch ein entsprechender Träger als Fenstersturz verwendet werden. Aus meiner Sicht hätte hier über die gesamte Außenwand ein entsprechender Stahlträger/Stahlbetonträger liegen müssen bzw. ein Ringbalken, welcher zusätzliche Stabilität bringt. Die Auflageflächen der Träger über der Fensteröffnung waren sicherlich auch zu klein. Zu dieser Problematik hatten wir einmal einen Artikel im "Der Sachverständige" Die Punktlast durch einen Holzbalken auf einem älteren gemauerten Fensterbogen verfasst.

Da auch das Fundament der linken Hausseite freigelegt wurde, hätte es auch hier bei der Erschütterung beim Einsturz der Frontseite zu Schäden kommen müssen. Es liegen demnach auch Probleme an der Statik an anderen Bauteilabschnitten vor. Es ist anzunehmen, dass neben der ungenügenden Lastverteilung auch die Knickfestigkeit der Außenwandteile bzw. Säulen nicht beachtet wurden. Durch die Auflage der Stahlbetondecke erfolgte zusätzlich ein Schub.

Betrachtet man den Bildausschnitt von den Balken in der Dachkonstruktion, so wird dies deutlich. Es ist unverständlich, welche Funktion diese beiden Holzbalken erfüllen sollen. So einen statischen Fehler habe ich in der Praxis bei den Deckenbalken eines neuen Wohngebäudes gesehen, welches in Eigenleistung errichtet wurde. Die gesamte Konstruktion dürfte weitere solche Fehler haben.

Verbindung von Holzbalken
Welche Funktion sollen diese Holzbalken haben? Verbindung???

Es gibt in der Ukraine und somit auch in Russland analoge Bauvorschriften wie in Deutsch. Bauprojekte sind einzureichen und vor der Errichtung zu genehmigen. Ausgehend von korrekten Planungsunterlagen wurde der Bauschaden durch die Bauausführung verursacht.

Ein Beispiel mit anderen Baufehlern, welche zum Einsturz der Außenwand führten!

Das nachfolgende Beispiel hat nichts mit dem Baufehler des o. g. Beispiels zu tun. Ist jedoch aber auch interessant, da hier ebenso die Außenwand durch verschiedene Baufehler während der Sanierung zerstört wurde.
Verschiedene Baufehler bei einem Lehmhaus in der Nähe von Leipzig. Erstens darf eine Stampflehmwand nicht feuchtetechnisch mit einem Kunstputz beschichtet werden. Feuchter Lehm kann nicht abtrocknen. Durch den Wasserschaden wurde die Außenwand durchfeuchtet. Die Stampflehmwand verliert sofort seine Tragfähigkeit. Beim Einbau des neuen Fensters wurde die veränderte Punktlast nicht beachtet und weiterhin sollte bei einem Lehmhaus möglichst keine Wasserleitungen verlegt werden, welche kaputt gehen könnten.
Ich kann mich nicht von dem Gedanken trennen, dass hier etwas nachgeholfen wurde, da das Haus nicht saniert, sondern etwas später wurde an der gleichen Stelle ein vollkommen neues Gebäude errichtet.

Eingestürzte Lehmwand
Eingestürzte Lehmwand

Die Lehmstampfwand wurde durch einen Leitungswasserschaden zerstört

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