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Die Vor- und Nachteile vom Fertigteilhaus und Massivhaus

Grundsätzlich sind die heutigen Fertigteilhäuser nicht mehr mit den Häusern vor einigen Jahrzehnten zu vergleichen. Die Qualitätsparameter sind wesentlich besser. In diesem Artikel werden die Vorteile und Nachteile der Fertigteilhäuser und Massivhäuser gegenübergestellt.

Die Vorteile des Fertigteilhauses

Die wichtigsten Vorteile sind die günstigeren Kosten und die sehr schnelle Herstellung. Nach dem das Fundament errichtet ist, wird das Gebäude in der Regel an ein oder in zwei Tagen aufgestellt. Dann kommen noch die Arbeiten für den Hausanschluss der Sanitärleitungen (Wasser und Abwasser) und der E-Anschluss. Die erforderliche Zeit für die Malerarbeiten und die Fußbodenlegearbeiten ist überschaubar. Es kommt auch so gut wie keine Baufeuchtigkeit in das Haus. Sind die Elemente des Fertigteilhauses aufgestellt, so kann man innerhalb eines überschaubaren Zeitabschnittes in das Haus einziehen.

Die Holzrahmenbauweise lässt auch relativ einfach eine Änderung des Standortes der Innenwände zu. Man kann sich ein Musterhaus auswählen und lediglich die Innenwände verschieben. Das kann bei der Fertigung berücksichtigt werden. Aber auch eine nachträgliche Änderung ist im Verhältnis einfach, z. B. es wird noch ein Kinderzimmer benötigt oder umgekehrt, die Trennwand soll entfernt werden. Bei einem Massivhaus kann zwar durch eine Metallständerwand auch schnell eine zusätzliche Innenwand errichtet werden, aber der Abbruch einer massiven Innenwand ist mit etwas Schmutz und Staub verbunden. Bei einer tragenden Innenwand ist der Einbau von entsprechenden Trägern erforderlich.

Die Nachteile beim Fertigteilhaus

Der Nachteil besteht darin, wenn es im Sommer über mehrere Tage am Tag sehr heiß ist und in der Nacht nur wenig abkühlt. Über das Lüften kann so die Lufttemperatur im Schlafzimmer nur wenig abgekühlt werden. Das ist auch der Nachteil eines Dachausbaues.
Auf dem Land kühlt die Nachtluft auf jedem Fall mehr ab als in einer Stadt. In Deutschland kommt diese Wettersituation nicht so oft vor und hält etwa bis 2 Wochen an und anschließend ändert sich das Wetter wieder. Man muss also damit leben können. Bei einem Massivhaus wirkt die Wärmespeicherung und die hohen Temperaturschwankungen werden durch die massiven Bauteile ausgeglichen. Es kommt nicht so schnell zu einer Überhitzung. Daher baut man in den südlichen Regionen massive Gebäude. Allerdings ist es dort länger sehr warm.

Ein Fertigteilhaus sollte auch auf keinem Fall in einem Gebiet errichtet werden, wo eine Überschwemmung vorkommen kann oder eine Hochwassergefahr besteht. Diese Häuser dürfen auf keinem Fall einer Durchfeuchtung ausgesetzt werden. Eine Trocknung der Wände bedeutet auch einen vollständigen Rückbau bis auf die Tragkonstruktion. Das macht natürlich keinen Sinn.

Das nachfolgende Kuppelhaus ist auch ein Fertigteilhaus und gegenüber der Holzrahmbauweise sehr kostengünstig. Unter dem Gesichtspunkt der Baubiologie natürlich eine Katastrophe.

Kuppelhaus aus Uschgorod - https://samostroy.hol.es/wp-content/uploads/stat_1/saleks_com_ua_1_03.jpg
Die Errichtung eines Kuppelhauses
wird in Transkarpatien (Ukraine) angeboten.

Die Vor- und Nachteile eines Massivhauses

Bestehen die Gebäude aus einer massiven Konstruktion und ist der Standort günstig, so kann relativ viel kostenfreie Solarenergie genutzt werden. Während der langen Übergangszeit zwischen Winter und Sommer braucht man weniger oder gar nicht heizen.

In Deutschland ändert sich das Wetter innerhalb von wenigen Tagen. Es ist ein paar Tage warm und dann wieder kühler. Die Konstruktion des Massivhauses kompensiert durch die Wärmespeicherung diese Temperaturschwankungen, was sich auf das Raumklima auswirkt.

Sowohl Ziegelsteinwände mit Kalkputz als auch Lehmwände beeinflussen die relative Luftfeuchtigkeit durch das große Sorptionsvermögen. Große Schwankungen der Feuchtigkeit in der Raumluft werden ausgeglichen.

Bei einem Massivhaus wirken bauphysikalisch für einen optimalen Wärmeschutz die Wärmeleitung und die Wärmespeicherung. Bei einer Leichtbaukonstruktion ist die Wärmespeicherung sehr gering, daher muss der Wärmefluss durch die Konstruktion sehr klein sein. Es muss ein sehr kleiner U-Wert erreicht werden. Fehler bei der Ausführung führen zu einem sogenannten Barackenklima. Das hat man heute sehr viel bei schlecht ausgebauten Dachgeschosswohnungen.

Aufgrund des größeren Wärmeeindringkoeffizienten der schweren Baustoffe ist die Oberflächentemperatur an der Innenseite der Außenbauteile geringer als bei einer Leichtbaukonstruktion. Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen (meistens im Oktober, November) muss verstärkt gelüftet werden, damit sich kein Kondenswasser an den kühleren Bauteilflächen bilden kann. (Eine Ursache für Schimmelpilze). Das gleiche Problem tritt aber auch im Frühjahr auf, wenn die Oberflächentemperatur der Innenwand gleich oder niedriger als die warme Frühlingsluft ist, welche durch das Fenster hereinströmt. Gerade bei dicken Lehmstampfwänden dauert es einige Tage, bis sich die Temperatur angleicht. Verantwortlich ist das große Wärmespeichervermögen dieser Wände. Wird es einige Tage außen kühler, so dauert es einige Tage, bis es auch innen kalt wird und geheizt werden muss. Aber auch die Bauform des massiven Hauses ist entscheidend für das Raumklima. Im Mittelmeerraum baut man entweder hohe Räume oder Kuppeln. Die Wärme im Raum sammelt sich oben in der Kuppel und über kleine Öffnungen entweicht dann diese warme Luft nach außen. Zusätzlich wird der Strahlungsaustausch mit der Umgebung für das Raumklima ausgenutzt. Etwas, was bei einer Leichtbaukonstruktion wegen der niedrigen Wärmeleitung und fehlenden Wärmespeicherung nicht funktioniert.

Die Bauzeit für ein Massivhaus ist wesentlich länger. Hinzu kommt die bei der Herstellung entstehende Feuchtigkeit (Abbindeprozesse von Kalk, Beton, Gips usw.) im Gebäude, welche erst einmal durch gezielte Trocknung (Lüftung und Heizung) reduziert werden muss. Das dauert abhängig vom Feuchteeintrag in der Regel 2 bis 3 Jahre.

Die Standzeit dieser Gebäude ist wesentlich länger und die Empfindlichkeit der Konstruktion gegenüber Feuchtigkeit und anderer Witterungseinflüsse ist geringer. Die Herstellungskosten sind höher als bei einem Fertigteilhaus.
Bei einem Massivhaus handelt es sich um eine monolithische Konstruktion. Entsprechend der heutigen Wärmeschutzanforderung in Deutschland können also nur noch die Wandbaustoffe hochgedämmte Ziegelsteine oder Gasbeton verwendet werden. Wer sich ein Haus aus Kalksandsteinen mit 10 cm Außendämmung herstellen lässt, sollte lieber auf ein Fertigteilhaus zurückgreifen. Solche Konstruktionen als Neubau sind bauphysikalische und auch für die Nachhaltigkeit unsinnig. Vergleichbar wie ein Mercedes mit Holzspeichenräder. So wie es gute und weniger gute Zahnärzte gibt, verhält es sich auch mit den Planern.

Steinhaus auf Djerba
Dieses 40 cm dicke Verbundmauerwerk, außen Natursteinen mit großem Wärmespeichervermögen und innen die 12 Kammerziegelsteine, entspricht etwa dem energieeffizienten Mauerwerk von Paul Bossert.

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