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Gab es im 19. Jahrhundert eine Schlammflut?

In der letzten Zeit werden immer wieder Theorie zu einer flächendeckenden Schlammflut im 19. Jahrhundert aufgestellt. Lokale Schlammfluten hat es immer nach starken oder lang anhaltenden Regenfällen gegeben. Besonders in den letzten Jahrhunderten erfolgte ein unkontrollierter Holzeinschlag in den Bergen, die Flüsse und Bäche wurden begradigt. Ebenso erfolgte eine Besiedlung in Auen und Gebiete, welche natürliche Überschwemmungsgebiete sind. Dadurch nahm auch in Deutschland die Hochwassergefahr extrem zu.

Schlamm muss aber nicht etwas Schlechtes sein. Denken wir nur an Ägypten und an den Nil und seinem fruchtbaren Schlamm, welches das Nilwasser jedes Jahr anschwemmt und für die Ägypter erst eine Landwirtschaft ermöglicht. In diesem Fall ist der Schlamm sehr gewünscht.

Nachfolgend eine Markierung zum Hochwasser in Wehlen an der Elbe. Allein im 19. Jahrhundert waren in Sachsen drei große Hochwasser. Diese Wassermassen haben natürlich auch viel Schlamm und Geröll transportiert. So wie hier im Bild in Wehlen die Elbe weit über die Ufer getreten war, können zur gleichen Zeit auch in anderen Gebieten von Mittel- und Westeuropa die Flüsse Hochwasser geführt haben.

Messlatte von Hochwasser in Wehlen.

Große Wassermassen transportieren gewöhnlich auch viel Schlamm, Holz und Geröll.
Zu dieser Zeit gab es kein Katastrophenschutz und auch keine Stadtreinigung. Ein großer Teil des Schlamms und Gerölls blieb liegen oder wurde zur Seite geschoben. Es ist damit nicht verwunderlich, dass in den Städten und Dörfern die Straßen, Weg, Plätze und freien Flächen langsam an Höhe gewannen. Jeden Tag setzt sich eine hauchdünne Staubschicht auf den Flächen ab oder gerade in den Städten blieben die Pferdeäpfel und andere Müll auf der Straße liegen.

Über eine lange Zeit sind das nicht nur wenige Zentimeter, sondern es können dann schon eine meterdicke Schicht werden. Als Beispiel soll mein ehemaliges Haus genannt werden. Das Haus wurde etwa 10 Jahre nicht mehr genutzt. Im Hof wuchsen bereits kleine Bäume und unter einer zwischen 10 bis 20 cm dicken Erdschicht befand sich das Naturpflaster. Diese Erdschicht entstand vorwiegend durch das Laub von einem Kastanienbaum auf dem Nachbargrundstück. Man braucht diesen natürlichen Zuwachs nur einmal auf 100 oder 200 Jahre betrachten.

Nachfolgend ein historisches Bild und eine neuere Ansicht von der Straßenseite eines Wohngebäudes in Leipzig (mein ehemaiges Büro). Die Straße wurde begradigt und mit einem Straßenbelag (Asphalt) versehen und auch der Fußweg angehoben. Bei Schachtarbeiten konnte festgestellt werden, der alte Sockelputz reichte unterhalb der Oberkante des Fußweges.
Viel deutlicher kann man die Anhebung des Fußweges am Eingang sehen, dort ist die untere Stufe ebenerdig mit dem Fußweg im ersten Bild. Der höhere Sockelputz ist im zweiten Bild erkennbar.

Bucksdorffstraße in Leipzig
Historisch Bucksdorffstraße in Leipzig

Im Verlauf der Jahre gewinnen die Straßen und Wege in den Ortschaften an Höhe. Gerade bei den Wegen und Straßen ohne festen Belag (Pflaster, Asphalt usw.) wird immer wieder eine neue Kies- oder Schotterschicht aufgetragen, wenn die Löcher zu große geworden sind. Zusätzlich kommt noch die über die vielen Jahre andauernde Ablagerung von Schmutz, Staub, Blätter usw.

Heinrich Schliemann, welcher das legendäre Troja gefunden und ausgegraben hatte, berichtete, dass über der alten Stadt im Verlauf der Zeit mehrere andere Siedlungen errichtet wurden.

Bei Schachtarbeiten werden immer wieder Reste alter Bauwerke tief unter der Erde gefunden, wie sie als Beispiel in den Bildern eines Videos gezeigt werden. Die Funktion des unteren Bauwerks diente auf jedem Fall nicht für Wohnzwecke. Es sieht eher wie ein Teil einer Festungsanlage aus?
Es ist möglich, ein Teil des oberen Bauwerks war zerfallen oder wurde abgerissen, weil es nicht mehr benötigt wurde.
Nun ist man im Bauwesen sehr praktisch, wenn bereits ein Fundament (in diesem Fall die Untergeschosse) vorhanden sind, dann braucht man nur die neuen Häuser oben neu aufbauen.

Freigelegtes unteres Bauwerk

In Leipzig im Zentrum in der Markgrafenstraße gibt es mehrere Kelleretagen. Die Keller wurden als Lager genutzt.
Ebenso reichen die mehrere Etagen der Katakomben sehr tief in die Erde. Ich habe mich nicht mit deren Funktion beschäftigt, gehe jedoch davon aus, sie diente dem Komplex der Stadtverteidigung mit Stadtmauer und Burggraben. In Leipzig gab es viele Verzweigungen der Flüsse Pleiße und der Weißen Elster und jedes Jahr Überschwemmungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Seit dieser Zeit erfolgt die Flussregulierung durch ein zusätzliches Flusssystem.
Schwemmsand, Morast und Flüsse benötigen eine tiefe Gründung. Ein Teil der Flüsse wurden unterirdisch verlegt und andere Teile zugeschüttet. Damit kommt natürlich ein Teil der Gebäude unter die Geländeoberfläche.

Das nachfolgende Bild ist besonders interessant. Man braucht lediglich die Oberkante der Straßen recht und vor allem links ansehen. Die Höhe der linken Straße entspricht etwa der Höhe der unteren Türen. Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, weshalb der sichtbare Bereich des Gebäudes zugeschüttet wurde. Straßenseitig lässt sich das mit der Angleichung der unterschiedlichen Höhen zwischen der linken und der rechten Straße erklären. Vielleicht gab es hier bei der Errichtung des Gebäudes keine Straße, sondern lediglich ein Weg mit Stufen.

Auf dem Bild ist es nicht gut erkennbar, es könnte sich hier um eine Oberleitung für ein Trolleybus handeln. Bei der städtischen Planung von Straßen usw. werden aber auch Gebäude abgerissen. In diesem Fall blieb das Gebäude stehen und es erfolgte eine Aufschüttung. Es musste ganz einfach das Straßengefälle ausgeglichen werden.

Eine weitere Möglichkeit ist, bei der Planung wurde das Fundament für die vorhandenen Bodenverhältnisse zu schwach ausgelegt. Es gibt zwei Varianten, den Abriss des Gebäudes oder die statischen Verhältnisse im Gründungsbereich können durch die Aufschüttung verbessert werden. Ein Teil der Außenwand mit dem Erdgeschoss wandert in den Boden und wird somit zur Gründung. Das Gebäude wird somit stabilisiert (Knickspannung an der Außenwand).

Nun ist nicht erkennbar, in welcher Stadt sich dies Gebäude mit der Apotheke befindet. Wenn sich dieses Gebäude in Petersburg befindet, so wurde diese Stadt während der II.Weltkrieges belagert und ständig beschossen. Der einfachste teilweise Schutz vor Erschütterungen und einer Zerstörung ist das Gebäude einzugraben, also mit Erdboden aufzuschütten.
Es lassen sich solche Freilegungen der unteren Gebäudeabschnitte einfach erklären und müssen nicht von einer flächendeckenden Schlammflut verursacht worden sein.

Freigelegtes untere Bauwerk

Anfang der 80-iger hatten wir im Winter in Thüringen Urlaub gemacht. In Frauenwald hatten einige Häuser in der 1. Etage eine Tür. Die Antwort war einfach, wie sollte man bei hohem Schnee sonst das Haus verlassen.
Es gibt für jede bautechnische Ausführung eine Erklärung.

Bildquelle: vom Video METRO NE STROILI A OTKOPALI? 7 shokiruyushchikh faktov s kotorymi ne posporish'!


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Ingenieurbüro für Arbeitsgestaltung und Baubiologie Peter Rauch