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Dämmen wir die Häuser oder die Dämmung?

(Von Peter Rauch. Dieser Beitrag wurde in der bauzeitung im Januar 2001 zur Veröffentlichung übergeben und in 7/8 2001 auf der Seite 59 veröffentlicht.) Sowie weitere Ergänzungen Nov. 2019.


Die Diskussion zur Energieeinsparverordnung ENEV 2000 ist sicherlich einer der interessantesten gegenwärtigen Fachthemen. Kritiker und Befürworter aus der Industrie, von Planungsbüros, aus der Wissenschaft und Politik sowie von Verbänden, versuchen ihre zum Teil recht unterschiedliche Auffassung öffentlich darzustellen und zu begründen. Wie soll hier der Bauherr, den das eigentlich betrifft, noch durchsehen? Beim Neubau ist dies sicherlich anders zu bewerten, da man in der Planungsphase die entsprechenden Maßnahmen konstruktiv berücksichtigen kann und dies sich in den Gesamtbaukosten nur gering auswirkt. Anders sieht es beim Altbaubestand aus. In diesem kurzen Beitrag werden auszugsweise verschiedene Aussagen zusammengefasst und gegenübergestellt.

Eine einseitige Orientierung allein auf die Dämmung verursacht in unseren Breiten unbehagliche Wohnbedingungen, die nur mit hohem technischen Aufwand gemildert werden können. [5] Von den 8 relevanten Energieeinspargrößen [1] wird sich besonders auf die Wärmeleitung konzentriert. In der Praxis heißt das, je besser die Wärmedämmung (Dicke) ist, so weniger Wärme wandert durch die Außenwände nach außen. Ein sehr interessanter Aspekt für die zu erwartenden hohen Umsatzerträge an Polystyrol *) und andere Dämmstoffe. Dies wird noch mit der Argumentation der Schaffung von 400 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen untermauert, wenn die Altbausubstanz eingepackt wird. Diese Mehrinvestitionen von ca. 15 Milliarden DM jährlich dürfen oder sollen ausschließlich die Wohnungseigentümer auf den Tisch legen. [2] Die durch Herrn Dr.-Ing. Freytag dargestellter Wirtschaftlichkeitsberechnung für die nachträgliche Wärmedämmung konnte keine prinzipielle Wirtschaftlichkeit unterstellt werden. [3] Alle anderen Versuche einer wirtschaftlichen Darstellung können nur sehr schlecht nachvollzogen werden. Betz, Kreißig und Schöch verweisen in ihrer Zusammenfassung zur Öko-Bilanz auf einen sinnvollen Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen im Altbau als auch im Neubau hin. Bereits binnen weniger als 2 Jahren kann die durch die Produktion des WDVS verbrauchte Energie eingespart werden. [4]

Dem gegenüber vertritt Herr Prof. Dr.-Ing. Claus Meier im Praxisratgeber Altbau und Wärmeschutz, dass die errechneten Energieeinsparungen der Bauweise mit Dämmstoff praktisch weit verfehlten, zu hochgradig unwirtschaftlichen Konstruktionen führt und daneben die Gesundheit gefährdet wird.[5] Ebenso wird durch Herrn Konrad Fischer dargestellt, dass die genannten Energieeinsparungen durch Dämmstoffpakete auf Altbauten nur auf dem Papier existieren. Vielmehr kommt es auf die Speicherfähigkeit von Massivbauweisen an, wo sinnvoll Energie gespart werden kann. [6] Mit zufriedenen Aussagen kann die Ziegelindustrie aufwarten, die mit den sägemehlporosierten Ziegeln die verschärften Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz genügen. [9] Die Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel e.V., Bonn, beauftragte das Fraunhofer Institut für Bauphysik mit einem Forschungsvorhaben, welches neue richtungsweisende Ergebnisse für die massive Bauweise mit Ziegel brachten. Es wurde deutlich gemacht, dass Energiebilanzen nicht allein an Maßnahmen zur Dämmung und (k) U-Werten künftiger Wände festzumachen sind. "Die Aufklärung der Bewohner in Bezug auf ein Verhalten sowie ihre Akzeptanz und Nutzung der haustechnischen Ausstattung darf auf keinen Fall außer Acht gelassen werden." [10] Untersuchungen des GEWOS-Institutes Hamburg haben festgestellt, dass bei gleichen Außenwandflächen und U-Werten der Jahresbrennstoffverbrauch bei monolithischen Wänden niedriger ist. Dies soll noch durch eine weitere Aussage ergänzt werden, "Je niedriger die U-Werte der Gebäudehülle, desto wichtiger werden Faktoren, wie das Nutzungsverhalten oder der Wirkungsgrad und die Regeltechnik der Heizungsanlage." [11] Unter den mitteleuropäischen Klimabedingungen beträgt die Heizperiode ca. 9 Monate. In dieser Zeit liegt ein Wärmestrom von innen nach außen an. [12] Die Außenhülle sollte daher so geschaffen sein, dass möglichst wenig Wärme abgeleitet wird. Die viel diskutierten Solargewinne können wegen der begrenzten Sonnenstunden nur einen Teil des notwendigen Energiebedarfs decken und stellen so allein keine alternative Lösung dar.

"Noch niemals in unserer Geschichte war das Klima in instand gesetzten Wohnungen so schlecht wie heute, ... Gezielte Dämmung und ohne mechanische Klimatisierungsanlagen bringen in unsere Häuser und Wohnungen exakt das zurück, was immer mehr vermisst wird: Gesundes Wohnklima!" [7] Dieser Kommentar zeigt, dass die Festlegungen des Wärmeschutzes, mit der Begründung etwas zum Klimaschutz zu tun, etwas einseitig betrachtet wird. Dies wird auch in Erhebungen des Lehrstuhls für Umweltmedizin festgestellt, dass gerade durch die falsche Bauweise jährlich hohe Folgekosten entstehen [8], die sicherlich unter anderem in der traurigen Bilanz, dass mittlerweile jeder 10. Erstklässer Asthmatiker ist und nahezu 1/3 der Bevölkerung an Allergien leidet, Begründung finden. [5] Im Architektenbrief 17 [12] wird hingegen darauf verwiesen, dass bei Untersuchungen von 700 ungedämmten Wohnungen in den fünfziger Jahren in 30% der Fälle Schimmel nachgewiesen wurde und hierfür die schlechte Wärmedämmung verantwortlich war. Ich habe in den letzten Jahren vorwiegend ältere Häuser (ungedämmt) aus dem Baujahr von 1900 bis 1960 mit ca. 500 Wohnungen untersucht. Die aufgetretenen Schimmelprobleme können dabei an einer Hand abgezählt werden. Das waren vorwiegend das Nutzungsverhalten, falsche Wandbeschichtung und durchfeuchtete Wände. Es kommt sicherlich auch darauf an, welche Objekte in die Betrachtung einbezogen und wie sie bewertet werden.
Bei Bauwerksteilen die eine geringe Wärmespeicherkapazität aufweisen, erfolgt der Wärmedurchgang ohne Zeitverzögerung, er wird stationär. Bei massiven Bauwerksteilen tritt jedoch eine zum Teil über viele Stunden verzögerter Wärmeaustausch auf. Zwischenzeitlich haben sich aber auch die Temperaturen, vor allem außen, geändert. Berücksichtigt man diese Gegebenheit aber, so wird jede wärmetechnische Berechnung überaus kompliziert. Es handelt sich hier um einen instationären Wärmedurchgang, der sowohl im Sommer als auch im Winter gilt. [13]
Wenn die Temperatur in der Wohnung nur 1 K reduziert wird, dann verringert sich der Wärmeenergieverbrauch um circa 5 %. Bei einer Heizung mit Strahlungswärme wird ohnehin eine niedrigere Raumlufttemperatur bei gleicher Behaglichkeit benötigt.

Dipl.-Ing.oec., Ing. Peter Rauch
Januar 2001
Leipziger Institut für Bildung und Forschung e.V.


Eine Versuchsdurchführung zur Messung des U-Wertes an verschiedenen Wandkonstruktionen. www.kolumbus.fi/finnmappartners/rym/eng/ttkk.htm (Impact of the Exterior Wall Structure on the Energy Efficiency of Building) AMPERE UNIVERSITY OF TECHNOLOGY, Department of Civil Engineering, Structural Engineering, Minna Teikari, Hannu Keränen.

In den USA sind die Wärmedämmverbundsysteme WDVS (EIFS - External Insulation Finishing System auch ETICS - External Thermal Insulation Compound System oder EWIS - Exterior Wall Insulation System) wie in Deutschland verboten, da diese zur Feuchteerhöhung bei Gebäuden mit Holzkonstruktion führen. Durch die Acryl-Polymer-Beschichtung kann eingedrungenes Wasser, zum Beispiel durch Niederschlag, nicht mehr ausreichend entweichen und gerade bei Holzständerbauten wird das Wachstum von holzzerstörenden Pilzen fördern. [16] Es wird aber auch der Feuchtetransport von innen durch diese Sperrschicht behindert.
Ausführung zum Verbot in den USA finden Sie auch bei Konrad Fischer Der Schwindel mit Wärmedämmung.

In einer Analyse [14] zum Verhalten der Temperaturen in den Eckbereichen einer zweischaligen Wand (Wärmedämmverbundsystem) und einer monolithischen Wand mit u= 0,3 W/m2K und den angepassten Randbedingungen gemäß EN ISO 10211 wird ein Wärmeübergangswiderstand innen mit (Rsi = 0,25 m2K/W) eine Oberflächentemperatur im Eckbereich von 17ºC bzw. 15,9ºC berechnet. Die Raumtemperatur beträgt 20ºC und die Außentemperatur -5ºC. Diese theoretischen Berechnungen zeigen, dass eine Wandkonstruktion mit Wärmedämmverbundsystem nicht zwangsläufig energetisch Vorteile bringen muss. Die berechneten Ergebnisse werden in etwa mit den aus einer Untersuchung an einem neuen Gebäude bestätigt. Siehe IR-Bilder im Beitrag "Was kann die Thermografiemessung und wo sind die Grenzen?"

In diesem Zusammenhang soll aber auch darauf verwiesen werden, dass in der Zeit, wo vordergründig Wohnraum geschaffen werden musste, wie nach dem Krieg im letzten Jahrhundert, beim Bauen wirtschaftliche Gesichtspunkte im Vordergrund standen. Erkenntnisse aus der Bautradition wurden so vernachlässigt. Dass diese Gebäude eine energetische Nachbesserung bedürfen, soll hier nicht negiert werden.

Nicht nur der Mensch fühlt sich in der Wärmedämmung wohl, sondern auch Armeisen bauen ihren Armeisenbau in Styroporplatten.
Armeisenbau in einer Wärmedämm-Styroporplatten
Das ist auch viel leichter, als die Gänge in das harte Mauerwerk zu graben. Halsbandsittiche nisten in der WärmedämmungKleidermotten finden gerade in der Dämmung aus Schafwolle günstige Lebensbedingungen. Nun kommen aber auch etwas größere Tiere hinzu, die den optimalen Lebensraum erkannt haben. Die Halsbandsittiche in Heidelberg wohnen in der Fassadendämmung.

Allein in der Fassadendämmung eines Pflegeheims haben sich die anpassungsfähigen Tiere rund 20 Nester gebaut. Dort legen sie im Durchschnitt vier Eier pro Jahr, weshalb die Papageienpopulation kräftig wächst. Quelle: www.spiegel.de/panorama/0,1518,druck-487088,00.html (Dokument nicht mehr vorhanden 27.3.2013.)

Deutschland dämmt, staatlich ökogefördert und von Energieberatern, Bauindustrie und Dämmstofflobby umworben. Doch kostenbewusste Eigentümer müssen unwirtschaftlichen Sanierungswahn nicht hinnehmen. Ein Mietshaus aus den 90er Jahren in Bayreuth -- voll gedämmt. Und vermeintlich mollig warm. Doch:...

Nach dem Hochhausbrand in London begreift man langsam, dass der an die Außenwand geklebte Sondermüll nicht nur die künftige Generation mit der Entsorgung belastet, sondern auch zur tätlichen Falle wird. In Heusenstamm hat man daher eine Brandwache an einem Hochhaus postiert.

Presseinformation
Gemeinsam gegen CO2 (Kohlendioxid)
Saint-Gobain Isover kooperiert mit "Galileo" Ludwigshafen im Juli 2007. Der Dämmstoffhersteller Saint-Gobain Isover kooperiert mit "Galileo". Das bekannte Wissensmagazin von ProSieben hat eine deutschlandweite Anti-CO2-Initiative unter dem Namen "CO2NTRA - Mit Galileo das Klima schützen" gestartet. Damit heißt die Initiative von 'Galileo' wie die gleichnamige Klimaschutz-Initiative CO2NTRA, mit der die Saint-Gobain Isover G+H AG bereits seit einigen Jahren Klimaschutz-Projekte fördert. Auf der Internetseite www.galileo-co2ntra.de (ist nicht mehr online) machte das Wissensmagazin sowohl auf die Isover- Initiative CO2NTRA als auch auf den Dämmstoffhersteller als Partner aufmerksam. Zudem unterstützt Isover mit seinem Expertenwissen rund um das Thema Dämmstoffe die redaktionelle Arbeit von "Galileo"....

Nichts gegen die recht ordentlichen Dämmstoffe von Isover. Nur an diesem Beispiel wird die vermeidliche "objektive" Berichterstattung der Medien deutlich.

Nicht nur in Deutschland wird mit umfangreichen Folgekosten gedämmt. Cavity wall insulation crisis may hit three million homes.

In einem Deutschen Patent unter DE102009035656A1 03.02.2011 ( (www.patent-de.com/20110203/DE102009035656A1.html) ist die elektrische Beheizung (oder auch durch ein anderes Wärmeträgermedium) der außenseitigen Gebäudeschicht (zumindest bereichsweise) vorgesehen. (Wir sollen durch Isolierung Energie sparen und beheizen dann die Außenfläche.)

Die kaputtgedämmte Republik? "Deutschlands Häuser verbrauchen 40 Prozent der Energie im Land. Mehr Dämmung soll davon viel einsparen helfen. Für die Politik ist das ein zentraler Punkt der Energiewende, für Kritiker ein großer Irrtum." ein Beitrag auf www.dw.de

Gegenwärtig hat der deutsche Immobilienbesitzer sehr dicke Styroporplatten auf den Außenwänden zu kleben und funktionstüchtige Fenster durch dreifach verglaste Fenster auszutauschen. Der verordnete Dämmwahn der Bundesregierung erfolgt im Namen der "Energiewende", um das Klima zu retten. In Wirklichkeit geht es um zusätzliche Steuereinnahmen und Sozialabgaben in die Kassen der staatlicher Versicherungen. Das sind immerhin 54 Cent pro 1 Euro Investition, welche für die "Gebäudesanierung" ausgegeben wird. (Eduard Pestel Institut in Hannover).

Gegenwärtig kleben in der Bundesrepublik etwa 800 Millionen Quadratmeter Hartschaumplatten auf Fassaden. Galt für Polystyrol bisher als Kunststoffabfall, so erfolgt ab Frühjahr 2016 nach der Abfallverzeichnisverordnung eine Zuordnung als Sondermüll.[18] Für die Hausbesitzer eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung. In Deutschland wird die Dämmung der Fassade erzwungen und in den USA ist dies nach langer Anwendung wegen den negativen Folgen und der schlechten Wirtschaftlichkeit verboten.

Der Hochhausbrand in London sollte zu denken geben. Hier geht man davon aus, dass die Wärmdämmung für die Ausbreitung des Bandes dazu beigetragen haben kann. In Deutschland galten zwar strengere Vorschriften. "Seit Oktober vergangenen Jahres hat die EU-Kommission rechtlich erwirkt, dass die strengen deutschen Vorgaben bei den Bauprodukten nicht mehr gelten, sondern stattdessen EU-weite Vorgaben, die weitaus lockerer formuliert sind." [19]

Fassendämmung Hochhaus
Fassadendämmung mit Styrolplatten der Hochhäuser in Kiew, Brandriegel gibt es nicht.

Im nachfolgenden Beispiel wurde die Fassade bei dem Hochhaus 2010 mit Polystyrol gedämmt. 2019 wurde bei diesem Haus die Fassadendämmung aus Polystyrol durch Mineraldämmung ausgetauscht. Das sind nicht wirtschaftliche Mehrkosten und dieser Fassadenhöhe dürfte hier auch ein statisches Problem hinzukommen, wenn nicht bereits bei der Planung genügen Reserven berücksichtigt wurden.

Fassadendämmung
Beispiel: Bei Fassadendämmung mit Polystyrol in Kiew 2010.

Entfernung der neuen Styroldämmplatten
Die 9 Jahre alte Fassadendämmung wird entfernt und durch eine Mineraldämmung ersetzt. (2019)

Fassade
Bei dem Hochhaus mit 24 Etagen ist der Rückbau der Fassade gut erkennbar.

Die Außenstelle Holzkirchen des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP) hatte Mitte der 1980er Jahre im Auftrag des Ziegelforums e. V., München, Untersuchungen durchgeführt. Der Forschungsbericht T 1187 der beiden Untersuchungsabschnitte wurden 1983 im hauseigenen Verlag veröffentlicht. Danach dämmen Dämmstoffe wie Styropor oder Mineralwolle auf Außenwänden nicht besser als ausreichend dicke massive Ziegelwände. Um die unerwarteten Ergebnisse zu überprüfen, wurden weitere Untersuchungen an vier verschiedene Testbauten aus massivem Ziegelmauerwerk und zwei aus Ziegeln mit Außendämmung mit identischen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) durchgeführt.

Bei einer winterlichen Außentemperatur von durchschnittlich minus vier Grad Celsius und einer Südstrahlungsintensität von 137 Watt je Quadratmeter nahmen die Mitarbeiter des IBP 28 Tage die Werte zum Heizenergieverbrauch auf. Die Tabellen im Protokoll des 3. Untersuchungsabschnitts vom 20. Dezember 1985 zeigen klar, dass der Heizenergiebedarf bei den Testbauten mit Außendämmung auf den Ziegelmauern sogar leicht höher war. Es wurde keine erhoffte Absenkung erfasst. Das Protokoll wurde von Prof. Dr. Ing. habil. Karl A. Gertis unterzeichnet.

Das Hamburger GEWOS Institut hatte bei 47 Mehrfamilienhäusern mit massiven Ziegelmauern mit und ohne äußere Wärmedämmung, welche zwischen 1984 und 1992 errichtet wurden, der Heizenergiebedarf verglichen. Daraus ging hervor, die Gebäude ohne Außendämmung verbrauchten weniger Heizenergiebedarf als die gedämmten Gebäude. Professor Jens Fehrenberg kam zum gleichen Ergebnis, nachdem er bei zwei Mietshäusern in Hannover die langjährigen Heizkosten verglich.

In der Fachzeitschrift Building Research & Information Juni 2012 publizierten Minna Sunikka-Blank und Ray Galvin vom Fachbereich Architektur der britischen Universität Cambridge die Auswertung der Heizkostendaten von 3.400 deutschen Wohnungen.
Der errechnete theoretische Energiebedarf nach den Formeln der Energieeinsparverordnung von 2002 (EnEV) lag bei älteren Gebäuden um 40 Prozent höher als der tatsächliche Gas- oder Ölverbrauch. Die verbrauchte Heizenergie bei den sogenannten Niedrigenergiehäusern lag dagegen deutlich höher als bei der Berechnung. Dies zeigen auch die um 50 Prozent höheren Betriebskosten gegenüber vergleichbarer herkömmlicher Verwaltungsgebäude bei dem ökoeffizienten Neubauhaus des Umweltbundesamtes in Dessau.

Ausführlicher auf das Untersuchungsergebnis der Tampere University of Technology wird im Artikel zur Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten U-Wert eingegangen.

Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnahmen für die selbst genutzte Wohnimmobilie und den vermieteten Bestand

Diese Studie von Juni 2008 wurde im Auftrag der BSI Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft erstellt. Nachfolgend die Zusammenfassen aus dieser interessanten Studie.

Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse der Studie

Um die notwendigen Fortschritte beim Klimaschutz zu erreichen, entwickelt die Bundesregierung das bestehende Instrumentarium aus gesetzlichen Vorgaben, Förderprogrammen und weiteren Maßnahmen zur Schaffung von Markttransparenz sowie zur Information und Motivation der Gebäudeeigentümer kontinuierlich weiter. Die Mindestanforderungen an energiesparende Modernisierungen im Gebäudebestand werden dabei durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegt. Zum 01.01.2009 war die novellierte EnEV mit ca. 30% höheren Anforderungen in Kraft treten. Inzwischen gilt bereits die EnEV 2014 mit noch höheren Anforderungen. Dies wirft die Frage auf, ob die damit definierten Maßnahmen auch wirtschaftlich realisiert werden können. Eine Kosten-Nutzen-Analyse für vermietete Wohnungen wurde durch die Bundesregierung bisher nicht vorgelegt und erfolgt somit erstmals mit der hier vorgelegten Studie. Wirtschaftlichkeitsberechnungen für vermietete Gebäude müssen berücksichtigen, dass die Investitionskosten nicht über eingesparte Energiekosten, sondern nur über erhöhte Mieteinnahmen refinanziert werden können.

Die Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt bewerten:
Für das vermietete Gebäude ergeben sich für die untersuchten energetischen Modernisierungsmaßnahmen in Abhängigkeit von den Randbedingungen zur Umsetzung der Maßnahmen sehr differenzierte Ergebnisse von ganz unwirtschaftlich bis wirtschaftlich.
Voraussetzung für Wirtschaftlichkeit ist dabei immer die Durchsetzbarkeit der vollen Mieterhöhung nach BGB, sodass sich aus nicht erzielbaren Mieterhöhungen erhebliche Hemmnisse ergeben können. Für den Selbstnutzer ergibt sich über 20 Jahre rein rechnerisch eine Wirtschaftlichkeit der energiesparenden Maßnahmen, der Umsetzung der Maßnahmen stehen jedoch erhebliche Hemmnisse bei deren Finanzierung entgegen.
Zunehmende Anforderungen an die energiesparende Modernisierung verteuern die bereits sehr geldintensiven Maßnahmen weiter. Aufgrund
- meist fehlender Mieterhöhungsspielräume im vermieteten Bestand und
- oft fehlender Finanzierungsmöglichkeiten bei Selbstnutzern
besteht die Tendenz, mit einer Erhöhung der Mindestanforderungen an das energiesparende Bauen auch neue Hemmnisse zu schaffen. Gleichzeitig wird deutlich, dass es keine wirtschaftlich begründbare Basis für eventuelle Nachrüstverpflichtungen im Gebäudebestand gibt.

Für den ab 2009 verbindlichen Standard müssen, um eine größere Breite energiesparender Modernisierungen zu erreichen, Lösungen gefunden werden, welche
- Eigentümern die Refinanzierung der Investition und
- Selbstnutzern das Tätigen der hohen Investition
ermöglichen.

Die ab 2009 geltenden Mindestanforderungen an das energiesparende Bauen sind anspruchsvoll. Für noch bessere energetische Niveaus sollten mit der Gewährung von Fördermitteln Anreize gesetzt werden. Diese sollten bereits jetzt über 2011 hinaus geplant werden. Gebäudeeigentümer brauchen Planungssicherheit sowohl bei den gesetzlichen Anforderungen als auch bei den Anreizen, um ihre Investitionstätigkeit im Bereich Energieeinsparung und Klimaschutz fortzusetzen und auszuweiten.

Eine sofort einsetzende Diskussion um weitere Verschärfungen der Anforderungen bei gleichzeitiger Unsicherheit für die Förderung über 2011 hinaus, ggf. noch verbunden mit einer Verschlechterung der Fördermittel, schafft dagegen Unsicherheit und Zurückhaltung bei den Gebäudeeignern und wird weitere Investitionen in den Klimaschutz im Gebäudebestand erheblich behindern. Die BSI lehnt daher die für 2012 geplante weitere Erhöhung energetischer Anforderungen an Gebäude ab.[15]

Zwischenzeitlich hat die Bundesregierung, wie bereits oben genannt, eine erneute Verschärfung der EnEV-Vorgaben um 12,5 Prozent verabschiedet.

In der Welt.de vom 12.11.2015 können Sie einen Beitrag zur Energieersparnis von Passivhäusern gegenüber gleichen Gebäuden in konventioneller Bauweise lesen. Die Ersparnisse bei der Wärmeenergie sind nicht sehr groß, dafür ist aber der Stromverbrauch für die erforderlichen Lüftungsanlagen wesentlich höher.

In der Studie der eZeit Ingenieure GmbH (im Auftrag des BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. Berlin 2018) sollen neue Wege Energiewende Irrtümer aufbrechen aufzeigt werden. Herausgekommen ist ein Werk, welches den Wünschen des Mainstreams widerspiegelt. Aber wenn man nicht so denkt und schreibt, dann verdient man auch kein Geld. Es wird ja nicht für die Erhaltung der Gesundheit des Menschens gebaut, sondern ausschließlich für die Kapitalmehrung.

Nachfolgend weiter Links zum Dämmschwindel:
Schule in Weitramsdorf (Ofr.)Mehrverbrauch nach Sanierung
Sanieren, dämmen, ewig zahlen - und nichts einsparen
Berliner Mieterverein erbringt Belege für Sanierungs-Beschiss
EnEV: Berechnungs-Hokuspokus   Realität

Die natürliche Wärmedämmung

Im Winter Schneedecke auf den Dächern

Haben Sie gewusst, dass die Natur im Winter unsere Häuser vor Kälte schützt. Lockerer Schnee (200 kg/m3) auf dem Hausdach hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,15 W/mK. Das entspricht einer Wärmedämmung aus Glas- oder Steinwolle von 8 cm. Die Sparren aus Holz im Dach haben annähernd die gleiche Wärmeleitfähigkeit mit λ = 0,13 w/mK und es sind immer kleine Fugen in der Sparrendämmung vorhanden. Durch diese Wärmebrücken verschlechtert sich der Dämmwert einer Sparrendämmung. Die 30 cm Schnee entsprechen somit einer Wärmedämmung von über 10 cm, vielleicht sogar noch mehr. Eine Innendämmung ist wegen des möglichen Tauwasseranfalls immer etwas kritisch. Die Isolierung durch die Schneedecke ist konstruktiv eine Außendämmung. Bei einwandfreier Dacheindeckung kommt es zu keiner Durchfeuchtung. Im Bergland liegt aber oft noch viel mehr Schnee auf dem Hausdach, sodass ohne Probleme die Anforderungen der EnEV 2009 erfüllt werden. Wenn der Schnee etwas fester ist, hat er eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,65 W/mK und der U-Wert entspricht einer massiven Außenwand aus Ziegelsteinen. Die Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Stoffe finden Sie unter Stoffwerte der Baustoffe.

In Deutschland werden heute Gebäude aus Wandplatten 8 DF (der Ziegel ist 11,5 cm dick) errichtet, auf welche circa 10 cm dicke Polystyrolplatten beklebt werden.

Musterhaus, Wände aus Wandplatten 8 DF, 11,5 cm
Musterhaus, die Wandstärke besteht zu 50% aus Dämmung.

In Tunesien muss man sich weniger vor großer Kälte, sondern vor großer Hitze. Aus Kostengründen baut man mit den 12 Kammersteinen zum Teil auch nur 20 cm dickes Mauerwerk. Hat dafür ein sehr heißes Raumklima. Dieses energieeffiziente Verbundmauerwerk sorgt das ganze Jahr für ein angenehmes Raumklima.

Steinhaus auf Djerba

Siehe auch "Wird die Energieeinspar-Verordnung 2000 ein Gesundheitsrisiko?"
Wärmedämmung von Gebäuden

Mit diesem Tool können Sie den effektiven- und Transmissionswärmeverluste an einer Außenwand berechnen.

*) Die Styroporplatten beinhalten ca. 7 g Flammenschutzmittel HBCD (Hexabromcyclododecan) pro kg Trägermaterial. HBCD gilt laut Europäischen Chemikalienagentur als "besonders besorgniserregend". Diese Chemikalie reichert sich im Organismus und in der Natur an und es besteht der Verdacht, dass sich diese Chemikalie ungünstig auf die Fortpflanzung auswirkt. Daher haben die Vereinten Nationen ein globales HBCD-Verbot beschlossen. [17]

Literaturquelle:
[1] 22. Juni 2000, Architekt Bauingenieur Paul Bossert, CH-8953 Dietikon
[2] bau-zeitung 54(2000)6 S. 54 ff
[3] bau-zeitung 54(2000)1/2 S. 55 ff, 5 S.39 ff und 6 S. 65 ff
[4] bau-zeitung 53(1999)10 S.10 ff. Wärmedämmverbundsysteme eine Öko-Bilanz, M. Betz, J. Kreißig, H. Schöch, Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde Uni. Stuttgart
[5] Praxis Ratgeber Nr. 7 - Januar 1999 - Herausgeber: Deutsche Burgenvereinigung e.V. (DBV) Marksburg, D-56338 Braubach, Prof. Dr.-Ing. habil. C. Mayer
[6] bauplan-bauorga 3/2000 S. 114
[7] bau zeitung 53(1999)11 Rolf Köneke, Hamburg
[8] bauplan-bauorg 3/2000 S. 114, Prof. Dr. M. Schata, Lehrstuhl für Umweltmedizin
[9] Bau-zeitung 53(1999)10 S.50 ff
[10] bauplan-bauorg 6/99 S.231 Forschungsvorhaben Bochum-Werne
[11] bau-zeitung 50(1996)10 S. 39
[12] Architektenbrief 17, W. Eicke-Hennig, Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt 1994
[13] Eichler/Arndt, Bautechnischer Wärme- und Feuchtigkeitsschutz Bauverlag 1989
[14] Jaroslav Rímal, Marcus Hermes; Die energiesparende Gebäudehülle, GFF 12/2006 S. 32
[15] INSTITUT WOHNEN UND UMWELT GmbH, Annastraße 15 64285 Darmstadt, Studie zur Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnahmen für die selbst genutzte Wohnimmobilie und den vermieteten Bestand, im Auftrag der BSI Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft www.bsi-web.de Juni 2008, S. 2-3 (Studie ist unter www.deutsches-ingenieurblatt.de DIBWebInfos Suchwort: Energiestudie vorhanden.
[16] Tim Carter EIFS - Can be a Nightmare (WDVS - kann ein Alptraum sein)
[17] Sondermüll an der Fassade, Süddeutsche Zeitung, 28.10.2014
[18] Beliebter Dämmstoff Polystyrol soll künftig als Sondermüll entsorgt werden 19.11.2015 www.dashoefer.de/Online-Angebote/Newsletter/Baudienst/?cid=70157&uid=2089843&from=ONL-BAUNEW&BAU15N-47
[19] Brandbeschleuniger Wärmedämmung: Baugewerbe warnt vom 21.6.2017 in DeutscheHandwerksZeitung https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/waermedaemmung-als-brandbeschleuniger-baugewerbe-warnt/150/3091/352972


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