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Was sind Holzschutzmittel neuer Generation?

Neben den chemischen Holzschutzmitteln gibt es seit einigen Jahren auch andere Schutzmittel. Diese Verfahren beruht auf die physikalische - chemische Veränderung der Oberfläche der Holzzellen. Mit diesem Wirkmechanismus sind keine Fungizide oder Insektizide erforderlich.

Entwicklungsansätze für eine rein biologische Abwehr durch antagonistische Bakterien oder Pilze sind zu beobachten. Jedoch ist man trotzdem im Wesentlichen auf den Einsatz von Chemikalien angewiesen, wie den anorganischen Salzen, Teerölen und neueren Entwicklungen wie Schlupfverhinderungsmitteln [3] oder den Chitinsynthesehemmern. Gerade mit den letzteren Mitteln kann zum Teil mit sehr geringen Konzentrationen spezifisch in den Stoffwechsel der schädlichen Organismen eingegriffen werden.

Seit vielen Jahren befinden sich auch andere Holzschutzmittel auf dem Markt. Das international patentierte Verfahren beruht auf die physikalische - chemische Veränderung der Oberfläche der Holzzellen. Mit diesem Wirkmechanismus sind keine Fungizide* oder Insektizide* erforderlich. So wie ein frischer Kalkanstrich sterilisiert, wurde in Stallungen angewendet, wirkt die feine Kristallstruktur (Silikate) in übertragenem Sinn ähnlich. Das eine Produkt ist stark alkalisch pH-Wert =11,5 bis 12 [4] und das andere im sauren Bereich bei einem pH-Wert von 3,3. [5]

Nach der verkieselnden Kristallbildung wird eine Neutralität erreicht. Durch das physikalisch-mechanische Wirkprinzip wird die Zellstruktur der Pilze zerstört und auch die Insektenlarven werden bewegungsunfähig gemacht. Die erfolgreiche Prüfung der Wirkung wurde durch das EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in der Schweiz) durchgeführt (EN 46 und EN 113). Daneben hat es noch ein Feuerschutzmittel mit der besten Klassifizierung in den USA und reduziert Schadstoffausgasungen zum Beispiel alter Holzschutzmittel mit den Wirkstoffen PCP oder Lindan um ca. 70 % beziehungsweise 50%. Im Beitrag unter Echten Hausschwamm [6] und auch in den Veröffentlichungen zu biologischen Bauschäden [7] werden bereits Aussagen zur Rolle des pH-Wertes auf das Wachstum, speziell der Enzymbildung an den Hyphen der Pilze getroffen. Ohne Enzyme ist ein Pilz nicht in der Lage die hochmolekulare Zellulosestruktur aufzuspalten.

Ebenso wird eine bestimmte Menge Spuren Anionen und Kationen für einen reibungslosen Stoffwechsel [8] benötigt. Bei Mangel oder Überschuss kommt es zu Wachstumsstörungen oder -stillstand. Auf dieser Basis funktionieren auch die Fungizide und Insektizide nur eben mit anderen Wirkstoffverbindungen und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Eine zu geringe Konzentration an Fungiziden kann daher auch wachstumsstimulierend wirken. Bei der o. g. Kristallbildung auf der Holzzelle könnte ein Mangel vorgetäuscht werden. Sowohl die Hyphenspitzen mit ihrem Enzym als auch die Larven können die "veränderte" Holzzelle nicht als Nahrung aufnehmen beziehungsweise erkennen diese nicht. Das gilt auch in gewissem Sinn für thermisch behandeltes Holz, auch unter den Namen "Thermoholz" bekannt. Es ist widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und auch gegen den Hausschwamm. [9] Ab einer höheren Temperatur (unterhalb von 100 ºC) verändert sich die hochmolekulare Holzstruktur.

Obwohl Holzschutzmittel mit den Wirkstoffen Bor nicht direkt zu den alternativen Holzschutzmitteln gehören, soll hier zum Schluss noch einmal darauf eingegangen werden. Die Wirkung von Bor beruht auf einer Komplexierung und dadurch Störungen von Zellstrukturen. Diese Komplexverbindungen unterliegen einer reversiblen Gleichgewichtsreaktion, sodass Symptome bei abnehmender Boratkonzentration schnell wieder abklingen. Gesundheitliche Gefährdungen werden nach Berührung des behandelten Holzes nahezu ausgeschlossen. [10]

Noch zu erwähnen ist, dass zum Beispiel Heißluft- und Begasungsverfahren, Mikrowellentechnik und a. bekämpfend wirken aber keinen Langzeitschutz bewirken. Wenn kein Neubefall ausgeschlossen werden kann, so sind zusätzlich Schutzmaßnahmen erforderlich.

Die ständige Kontrolle und ein richtiger Umgang mit dem Werkstoff Holz bieten den besten Schutz. So kann man den Einsatz von Holzschutzmittel auf ein erforderliches Mindestmaß reduzieren.

Literatur:
[1] Vergl. Daunderer, Max; Gifte im Alltag, 1. Aufl. München: Beck, 1999, S. 27 oder Kur, Friedrich; Wohngifte, Handbuch für gesundes Bauen und Einrichtungen, 3. Aufl. Verlag Eichborn, 1993, S. 549 unter Kombinationswirkung
[2] Weinmann, Kurt; Handbuch Bautenschutz Bd. 2, Bauphysik und Bauchemie: Brandschutz; Brandschutz - Wissenschaftliche, physikalisch-chemische, toxikologische, technologische und rechtliche Grundlagen, expert Verlag 1992 S. 176
[3] Produktbeschreibung von Basileum von der Firma DESOWAG, Rossstrasse 76, 40476 Düsseldorf, W910H 9116 MC/O
[4] EG-Sicherheitsdatenblatt, v. 10.09.2001 von Wood-Bliss 1 der Firma MASID, Rosenauerstr. 25, 63303 Dreieich
[5] EG-Sicherheitsdatenblatt gemäß 91/155/EWG, v. 10.12.02 von HM1 der Firma MASID, Rosenauerstr. 25, 63303 Dreieich
[6] Rauch, Peter; Der Echte Hausschwamm - Serpula lacrimans [Wulf. ex Fr.]seine Lebensgrundlage und andere holzzerstörende Pilze, ib-rauch.de/Beratung/hausschwam.html
[7] Rauch, Peter; Biologische Gebäudeschäden Teil 1, Schweizer BauJournal 6/2002 S. 37,ib-rauch.de/artikel/baujoun1.html
[8] Rauch, Peter; Stoffkreisläufe bei der Einwirkung von Mikroorganismen 1984, ib-rauch.de/artikel/kreislauf.html
[9] Rytke, Sanni; Thermisch behandeltes Holz in bau-zeitung 53(1999)9 S. 32
[10] Firmenschrift lavTOX, Blumenstr. 22, 21481 Lauenburg, Borverbindungen für den bekämpfenden und vorbeugenden Holzschutz

* siehe Baulexikon Biologie

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