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3. Ursachen der Entstehung von Schimmel in den Wohnungen

Feuchte Wände, klamme Wohnungen und als Folge Schimmelpilzbildungen hat es schon immer gegeben. Je nach wirtschaftlicher Situation wurden solide oder preiswertere Gebäude gebaut, wo unterschiedliche bauphysikalische Parameter vorliegen. Laut Statistik ist aber festzuhalten, dass es innerhalb der letzten Jahre zunehmt zur sichtbaren Schimmelpilzbildung in Wohnräumen gekommen ist.

Als Beispiele sollen hier folgende Faktoren aufgeführt werden:

  1. Die früher verwendeten Baustoffe wie Ton, Lehm oder Holz haben deutlich günstigere bauphysikalische Eigenschaften als die neueren Baustoffe, wie Beton, Polystyrol usw., in bezug aufDampfdiffusion und Wasserdampfaufnahmevermögen
  2. Die Wandoberflächen wurden mit Kalk-, Kreide oder Leimfarben versehen, die eine ungehinderte Wasserdampfdiffusion ermöglicht und zusätzlich ein Festigkeits- und Spannungsausgleich bedingen (gleiche Eigenschaften hat auch die Silicatfarbe). Dagegen werden heute bindemittelreiche Dispersionsfarbenanstriche und Tapeten mit hohen Kunstoffanteilen verwendet, die eine Wasserdampfdiffusion beziehungsweise die Adsorption (Eigenschaft der Baustoffe kurzzeitig Feuchtespitzen aufzunehmen) behindern. Der Einige Anstriche bilden eine Dampfsperre. Es kommt zur Durchfeuchtung zwischen dem Putz und der Beschichtung sowie zur Blasenbildung und zum Abblättern.
  3. Bei den Fenstern hat eine Entwicklung stattgefunden, die gleich in mehrfacher Hinsicht die Feuchtigkeitsprobleme in den Wohnungen verschärft:
    • An den Einfachverglasungen stellten sich die eindeutig niedrigsten Temperaturen in der gesamten Wandfläche ein. Waren die Scheiben beschlagen, wurde dem Wohnungsnutzer signalisiert, dass gelüftet werden sollte. Heute können selbst innenliegende Wände eine niedrigere Oberflächentemperatur haben.
    • Durch den Einbau von Isolierverglasung speziell im Altbaubereich verlagert sich die kältere Temperaturzone an die Wandanschlüsse. Es entstehen so neue Wärmebrücken beziehungsweise vorhandene werden jetzt deutlich. Es kommt zur Tauwasserbildung.
    • Durch die Fugen zwischen Rahmen und Flügel konnte auch bei geschlossenem Fenster kontinuierlich ein Lüftungsausgleich erfolgen. Bei den heutigen Konstruktionen wird dies nahezu vollständig unterbunden. Ein bewusstes Lüftungsverhalten ist nur zu realisieren, wenn ein lüftender Bewohner ständig anwesend ist. Bei einer Berufsausübung ist man unter Umständen 10 oder mehr Std. nicht anwesend, so dass sich die Lüftung auf 1 bis 2 Stoßlüftungen beschränken muss. Aus diesem Grund baut man heute undichte Dichtungen und Lüftungsschlitze in die modernen fugendichten Fenster ein.
    • Gegenüber mehrflügelige Fenster ragt der heutige große Fensterflügel zu weit in den Raum. Es wird die Kippstellung zum Lüften bevorzugt, was jedoch feuchtetechnisch ungünstig und zu dem energieverschwendend ist.
  4. Hier muss aber auch die vorsätzliche Handlung einiger Mieter genannt werden. Eine Außenwandecke ist eine geometrische Wärmebrücke und kein Baumangel. Diese Gegebenheit muss akzeptiert werden und es kann zum Beispiel hier kein großer Schrank aufgestellt werden. Ebenso kann in einer Wohnung nicht waschmaschinenweise die Wäsche getrocknet werden.
  5. Durch Eigentümer sind trockene, für Wohnzwecke geeignete Räume zur Verfügung zu stellen. Hier sollen nur beispielhaft aufgezählt werden, Baufeuchtigkeit, Feuchtigkeit nach größerem Wasserschaden, kaputte Dachentwässerung, aufsteigende Feuchtigkeit, fehlende ausreichende Lüftungs- und Heizungsmöglichkeiten usw.
  6. Bei einer Beheizung mit Öfen wurde gleichzeitig für einen zusätzlichen Luftaustausch gesorgt. Die benötigte Verbrennungsluft bewirkte ein Nachströmen von kühlerer und somit trockener Außenluft durch die Fensterfugen. Bei einer zentralbeheizten Wohnung tritt dieser Effekt nicht auf. Demzufolge führt diese auch zu einer höheren Konzentration an Raumfeuchte.
  7. Die Entwicklung des Wohnungsstandards hat sich verändert. So betrug vor 40 Jahren der häusliche Wasserverbrauch nur einen Bruchteil des heutigen. Damit wurde auch nur ein Bruchteil der Wasserdampfmenge freigesetzt. So waren Toiletten außerhalb der Wohnung, in den meisten Fällen gab es eine Wasserzapfstelle, es gab keine Waschmaschinen und wo kein Badezimmer vorhanden war, ging man in die öffentlichen Badeanstalten. /7/
  8. Dem gegenüber steht eine Verringerung der Familiengröße oder anders, die Wohnfläche und damit das Raumvolumen pro Bewohner ist größer geworden.
  9. Durch die ständige Verringerung des zur Verfügung stehenden Haushalteinkommens sind Sparmaßnahmen erforderlich. Dies drückt sich in kleinere Wohnung (Raumvolumen/Person) und Einsparungen bei der Heizung aus.
  10. Sozioökonomische Merkmale, wie zum Beispiel selbst genutztes Wohnungseigentum, beeinflussen die Schadenshäufigkeit, so dass die Anzahl der Feuchteschäden geringer ist. [22]
  11. Bei den Fenstern hat eine Entwicklung stattgefunden, die gleich in mehrfacher Hinsicht die Feuchtigkeitsprobleme in den Wohnungen verschärft...
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