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Biologische Schäden in Gebäuden, bau-zeitung 53(1999)12 S. 55 ff. - Dipl.-Ing.oec. Peter Rauch -

Schimmelpilze

Die Pilze setzen sich aus drei wesentlichen Bestandteilen zusammen:

Die Samen der Pilze werden Sporen genannt. Diese befinden sich wie Staubteilchen in der Atemluft und sind wie Bakterien oder Viren ein fester Bestandteil unserer Umwelt. Konzentrationen dieser Sporen ergeben sich immer dort, wo ein bereits vorhandener Pilz die Sporen produziert. Sie wirken sich auf einen gesunden Menschen in der Regel nicht aus - ist jedoch das menschliche Immunsystem durch Krankheit geschwächt, so wirken diese als Krankheitserreger.

Bauschaden
Dieser Fußboden hat noch Lüftungsschlitze für die Holzbalkendecke, z.B. an den Dielenleisten. Bei heutiger Sanierung werden diese meist verschlossen

Ebenso stark gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, da ihr Immunsystem wesentlich schwächer ausgebildet ist. So können im geschwächten Immunsystem eingeatmete Sporen auskeimen und Lungenentzündungen, Tuberkulose oder Tumore hervorrufen.
Mykosen und mykogene Allergien sind Krankheitsformen, die durch direkten Kontakt mit Pilzen entstehen. Die Stoffwechselprodukte bestimmter Schimmelpilze können Vergiftungserkrankungen durch die Giftstoffe (Mykotoxine) hervorrufen. Heftige Sporenallergien lösen auch die Sporen bei Fruchtkörperbildung des Echten Hausschwamms aus.

Nicht alle Pilzkulturen sind schädlich. So wurden z.B. durch ein österreichisches Institut die Anwendung von Pilzen zum Zweck des Hausfassadenschutzes sowie der Farbgestaltung untersucht. So bringt die Kultur Epicoccum nigrum ein recht gutes (labormäßiges) Ergebnis beim Fassadenschutz.

Abwehrmaßnahmen

Treten im Haushalt Schimmelpilze auf, so sollten keine handelsüblichen Mittel zur Bekämpfung Anwendung finden. Ihre fungizide (pilztötende Substanz) basiert auf Chlor-, Schwefel-, Stickstoff und organischen Zinnverbindungen. Es erfolgt hier praktisch der Austausch eines Giftes durch ein anderes. Analog sind die schimmelhemmenden Farbanstriche zu bewerten.

Eine vorbeugende, oberflächliche Beseitigung des Schimmelpilzes kann mit

erfolgen. Die Stellen werden gut durchgetränkt und ausgerieben. Die Augen und Schleimhäute sind zu schützen, und es ist intensiv zu lüften.
Die richtige und endgültige Beseitigung ist allerdings erst durch die Beseitigung der Ursachen möglich. Die stärker befallenen Bauteile (Putze) sollten, wenn möglich, entfernt werden. Erfolgt dieses nicht, so kann immer wieder eine neue Ansiedlung erfolgen. Verbessern sich die Lebensbedingungen wieder, so können selbst scheinbar abgestorbene Myzelien (gewebeartige Geflechte, wichtigster Bestandteil des Pilzes) auch nach Monaten neu auskeimen.
Als Nahrung dienen überwiegend Glucose, Maltose und Saccharose (z.B. Tapetenkleister, Raufasertapete, Dispersionsfarben, Holz, Papier, Textilien, Kunststoff und Gummi durch beigefügte Weichmacher sowie Staub).

Wachstumsbedingungen

Gute Wachstumsbedingungen speziell auch für höhere Pilze liegen bei einer Temperatur von O°C bis +40°C vor. Ein pH-Wert der Baustoffe von 5-6 (wie Ziegel oder Sand ihn haben) wird durch die Pilze bevorzugt. Hingegen wirken alkalische Baustoffe wie Kalk, Kalkstein, Zement, Beton und Holzwolle-Leichtbauplatten eher hemmend. Eine gute Abtrocknung, z.B. durch Luftumspülung der Balkenköpfe, verringert erheblich die Gefahr eines Befalls. Auch direktes Sonnenlicht verringert die Wachstumsgeschwindigkeit.

Bauschaden

Ideale Bedingungen für den Echten Hausschwamm: Schmutzecken im Keller und Feuchtigkeit

Ein wichtiger Wachstumsfaktor ist das Wasser. Holz wird mit einem Feuchtegehalt über 20% oder einer relativen Feuchtigkeit der Oberfläche von mehr als 70% angegriffen. Mauerwerk und Putze auf Mineralstoffbasis werden nicht geschädigt. Liegt jedoch eine ausreichende Feuchtigkeit vor, wie Kondensat durch Wärmebrücken oder durch Wände mit schlechter Wärmedämmung, so werden Fett und der Staubfilm befallen.

Die Befallsbereiche lassen sich in zwei "Arten" einteilen:

Wärmebrücken sind konstruktiver Art und können auch durch falsche Baustoffauswahl entstehen. Durch die Verringerung des natürlichen Luftaustausches, z.B. durch den Einbau neuer dichtschließender Fenster, werden bereits vorhandene Mängel oft erst sichtbar.

Die zweite Art wird gekennzeichnet durch Zimmerhöhe Fliesenwände in den Bädern, die Aluminiumtapete, den Ölsockel, die Verkleidung der Wände und Decken mit Styropor, auch Latexanstriche oder Dispersionsfarben stellen nicht immer eine zweckmäßige Wandbeschichtung dar. All diese Materialien nehmen keine kurzfristigen Feuchtigkeitsspitzen wie beim Duschen, Kochen o.ä. auf, bzw. nur mit entsprechender Verzögerung. Es bildet sich ein Feuchtigkeitsfilm an der Wandoberfläche. Offene Beschichtungen, wie Kasein-, Kalk- oder Leimfarben finden dagegen seltener Anwendung.

Die oft vorgebrachten einzigen Argumente des zu geringen Lüftens könnten in vielen Fällen durch eine Messung der relativen Luftfeuchtigkeit der Raumluft und die Bestimmung der Temperaturdifferenz zwischen der Raumluft und der Wandoberfläche widerlegt bzw. bestätigt werden. Die neuen dichtschließenden Fenster verlangen ein anderes Lüftungsverhalten, das sind aber nicht immer die alleinigen Gründe. Beim Auftreten von Schimmelpilz sind die Ursachen zu beseitigen.

Das auf dem Markt befindliche Mikroporensystem, eine Beschichtung zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung, beseitigt auf keinem Fall im normal genutzten Wohnbereich die Ursachen. Es sollte daher nur begrenzt als ergänzende Maßnahme Anwendung finden. In Feuchtbereichen wie in Schwimmbädern oder in analogen Gebäuden ist dieses System sicherlich sehr zweckmäßig. Schimmelhemmende Farben sind ebenso mit Vorsicht zu verwenden. Eine sichtbare Gefährdung wird durch ein unsichtbares chemisches Gift ausgetauscht.

Die genannten Tatsachen begründen, warum man bei Nässeschäden die Holzkonstruktion, z.B. Holzbalkendecke, möglichst schnell abtrocknen sollte, um weitere Schädigungen vorzubeugen. In der Praxis wird genau das Gegenteil durchgeführt. Bei einem defekten Dach werden auf die Dielung des Dachraumes große Plastplanen oder Dachpappe ausgelegt und so regelrecht Gewächshäuser geschaffen. Zusätzlich sorgen überlaufende Eimer, Töpfe und Wannen für kontinuierliche Befeuchtung.


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